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Niedersachsen wird vom Castor überrollt

■ AKW Neckarwestheim will Atommüll schon im November nach Gorleben schicken

Hannover (taz) – Das AKW Neckarwestheim rüstet sich für einen baldigen Transport von hochradioaktivem Müll nach Gorleben. „Voraussichtlich Anfang November 1996“ solle der Castor losrollen, so die Landespolizeidirektion Stuttgart in einem Fernschreiben. „Mit Erstaunen“ nahm dies das niedersächsische Innenministerium zur Kenntnis. Es sei „weder ein Transporttermin abgestimmt“ worden, noch konnte „die Durchführbarkeit abschließend geprüft werden“, antwortete Innenstaatssekretär Claus Henning Schapper – ebenfalls fernschriftlich – der Stuttgarter Polizei. Innenminister Gerhard Glogowski (SPD) sprach von einer „unvernünftigen Auseinandersetzung, die von einigen Kernkraftwerksbetreibern in Süddeutschland geführt wird“. Diese hätten die gesellschaftspolitische Dimension der Transporte nicht begriffen und würden keine Rücksicht auf die Ängste der Bevölkerung nehmen.

Die Ankündigung des nahenden Transports hatte Glogowski offenbar nur auf Umwegen erreicht. Das Fernschreiben, das über die „Einrichtung einer Nachrichtensammel- und Informationsstelle“ für den Castor-Transport informiert, hatte die Landespolizeidirektion Stuttgart Ende vergangener Woche unter anderem an die Polizei im wendländischen Lüchow gesandt. Erst von Lüchow aus sei Hannover informiert worden, so ein Sprecher des Innenministeriums.

Laut dem Schreiben soll im AKW Neckarwestheim heute „ein fabrikneuer Castor-Behälter“ eintreffen. Übermorgen soll der noch leere Behälter – im Anschluß an eine Pressekonferenz – als Castor zum Anfassen bis zum 4. August für die Bevölkerung zu besichtigen sein. Der beladene Castor soll später von Neckarwestheim auf der Straße zum Kohlekraftwerk Walheim gebracht und dort auf die Schiene umgeladen werden. Das Innenministerium in Hannover verwies gestern erneut darauf, daß in dem letzten Gespräch mit dem Castor-Transporteur GNS keine Einigung erzielt worden sei. Für die Polizei sei ein weiterer Zug in diesem Jahr nur mit größten Schwierigkeiten zu bewältigen, der Bevölkerung sei er nicht zu vermitteln, so der Sprecher. Jürgen Voges

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