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■ StandbildGanz liebe Sünde

„S-Zett“, „Die sieben Todsünden“, Di., 21.50 Uhr, Vox

Was ist nur aus den sieben Todsünden geworden? Eine reichte einst aus, um dem Delinquenten ewige Verwerfung und seiner armen Seele ein Ende als übelriechender Höllenbraten zu bescheren. In unseren gottlosen Tagen aber ist die Wollust zur zuverlässigsten Quotengarantin des Privatfernsehens aufgestiegen. Und so ist es nicht verwunderlich, daß sich jetzt, wo sich das Fernsehen gerade gähnend im Sommerloch popelt, die Programmacher an die Relikte donnerwolkiger Kanzelreden erinnern. Entsprechend startet das „S-Zett“-Magazin eine siebenteilige Reihe unter dem Motto: „Todsünden“. Die erste: „Wollust“. Mit gemischten Gefühlen und bildungsbürgerlicher Amüsiertheit an Orten ranziger Ekstase vorbei. Ausgangspunkt ist das alte, inzwischen geschlossene Aki-Kino, Deutschlands größtes Leinwandschlüsselloch im Münchner Bahnhof. Gespräche mit Kassiererinnen, denen das Pausenbrot bei „Spritzszenen“ nicht so richtig schmecken will, mit Stammkunden, die schon vor dem zweiten Höhepunkt selig einnicken, und mit dem Vorführer. Für ihn bedeuten Pornos vor allem Arbeit. Immerhin wiegt so ein Rammelstreifen 20 Kilo. Die Dokumentation staunt. Das macht sie am liebsten. Wenn sie sich selbst mit spitzen Fingern ertappt, legt sie rasch ein flottes Sprüchlein drauf: „Auch Schweinereien können Format haben.“ Hingerissen von der eigenen Pikanterie zeigt uns die Kamera statt irgendwelcher Rein-raus-Bilder einen Gleisarbeiter, der einen Mörderstecker in eine Riesendose stöpselt. Wohldosierte Derbheiten – das artige „S-Zett“-Magazin braucht die nächste Beichte nicht zu fürchten. Birgit Glombitza

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