■ Daumenkino
: Flirting with Disaster

Das Baby, das ihm seine reizende junge Frau Nancy (Patricia Arquette) unlängst geschenkt hat, reicht nicht. Der dreißigjährige Insektenforscher (haha!) Mel Coplin will endlich wissen, wer seine Eltern sind. Er kontaktiert die Maidstone-Adoptionsagentur, die bereit ist, ihm bei seiner Suche zu helfen. Einzige Voraussetzung: daß er dem Institut in Form der bildhübschen Doktorandin Tina Kalb die Möglichkeit gewährt, von der ersten Begegnung zwischen den Wiedergefundenen und dem verlorenen Sohn einen Videofilm zu drehen. Solchermaßen sind alle Fallstricke für ein lustiges Gestolper durch die Elternlandschaft gelegt. Außerdem mag Mel kein Fellatio, wobei man nicht genau weiß, für wen das die größere Malaise ist.

Es folgen relativ lustige Begegnungen mit einem Computerirrtum in San Diego in Form einer gewissen Mrs. Swaney, die sehr viele blonde Töchter besitzt. Dann mit einem Truck driver, der seinem „Sohn“ gleich die Jungfernrunde beibringen will. Zwei Polizisten, die ungeschickt mit Strafzetteln hantieren und sich plötzlich, jenseits der Staatsgrenzen, als Liebende entpuppen.

Schließlich aber stellt sich heraus, daß der Mensch vom Hippie abstammt, und erst hier wird dieser Film für ein kleines Intermezzo wirklich lustig – bis die Sache wieder in die etwas bemühte Monty- Python-Haftigkeit abgleitet, die übrigbleibt, wenn man über fast nichts mehr Witze machen darf (über Frauen nicht, über olle Leute nicht, über Sex nicht, über besorgte jüdische Mamen nicht).

Die Hippie-Eltern sind nämlich die Schlictings, einer der besten Filmnamen der Kinogeschichte, mit dem sich allerhand Schabernack treiben läßt („So, did you call the -eh- Shitkings?“). Alan Alda („Mash“) und Lily Tomlin („Short Cuts“) wissen, wovon sie reden, wenn sie den Schlictings nun das gesamte Hippie-Arsenal an verkniffener Aggression, New-Age- Dusseligkeit und exorbitantem Tablettenabusus neu aufkochen. Stranger than paradise! mn

„Flirting with Disaster“. Regie: David O. Russel. Mit Patricia Arquette, Lily Tomlin, Alan Alda u.v.a.