Geistesblitz im Verwaltungsapparat

■ Mit hohen Prämien will der Finanzsenator gute Ideen anspornen

Die Stechuhr zeigt 11.03 Uhr, in den Beamtenstuben im Bremer Finanzamt wird der Countdown zum freitäglichen Feierabend bereits gezählt, langsam werden noch einige Bleistifte gespitzt und Akten von einer Seite auf die andere gelegt. Damit soll jetzt Schluß sein: Bürgermeister Nölle will seine 30.000 Beschäftigten im öffentlichen Dienst mehr denn je auf Trab bringen und startete gestern eine Werbeaktion: Erfolgsprämien bis zu 20.000 Mark winken jedem Angestellten, der die Verwaltung besser, schneller und preiswerter machen kann.

Bunte Plakate sollen jetzt auch dem verschlafensten Mitarbeiter im Sozialamt die Augen öffnen und zum Mitmachen animieren. Ein altmodisches Automobil ist dort zu sehen, das neben einem Springpferd in hohem Bogen über eine Hürde springt. „Eine ungewöhnliche Leistung“, betont Bürgermeister Nölle und ist erstaunt, wie solch ein Höhenflug mit diesem schweren Gefährt überhaupt möglich ist.

Nölle gibt zu, daß man nicht von heute auf morgen Unmögliches möglich machen kann. Die Angestellten müßten erst lernen, selbständig zu denken und zu handeln. Der Vorsitzender der Senatskommission für das Personalwesen zeigt sich da schon autonomer: „Überflüssige Entscheidungsabläufe“ würde er sofort abschaffen. „Doch das verhindert das demokratische Gebot“, klagt er. Trotzdem habe sich in den verstaubten Amtsstuben schon einiges getan. „Viel bürgerfreundlicher“ gehe das Finanzamt jetzt mit Steuererklärungen um: Sie würden nur einmal per elektronischer Datenverarbeitung erfaßt und finden über das Kabel direkt ihren Weg zum heimatlichen Steuerberater.

Das betriebliche Vorschlagswesen hat Bremen pro Jahr rund 2,5 Millionen Mark Ausgaben erspart. „Das lohnt sich“, freut sich der Finanzsenator. Arbeitsplätze seien durch die Aktion jedoch auf keinen Fall gefährdet, es würden im Gegenteil sogar neue entstehen. Seit 1989 haben die Beschäftigten rund 400 Vorschläge eingereicht und insgesamt Prämien in Höhe von 180.000 Mark kassiert. kat