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Erneut Autorenaustritte bei PEN

■ Kirsch, Schädlich und Wagner treten wegen Befragung zu Ost-West-Vereinigung aus: Keine Alternative zugelassen

Aus Verärgerung über die Befragung der Mitglieder des westdeutschen PEN-Zentrums zu einer Vereinigung mit dem Ostdeutschen-PEN sind die Autoren Sarah Kirsch, Hans Joachim Schädlich und Richard Wagner aus der Schriftstellervereinigung ausgetreten.

Die beiden in Berlin lebenden Autoren Wagner und Schädlich sowie die Lyrikerin Sarah Kirsch wenden sich mit ihrem Schritt gegen jede Art des Zusammenschlusses der beiden Vereinigungen. Seine Entscheidung sei die einzige Antwort auf die Urabstimmung des westdeutschen PEN-Zentrums, sagte Schädlich gestern. Der westdeutsche PEN hatte auf seiner Heidelberger Versammlung im Mai dieses Jahres beschlossen, die Mitglieder per Briefaktion zu ihren Vorstellungen über eine Vereinigung der beiden PEN-Zentren zu befragen.

„Eine Vereinigung ohne Zögern oder eine Vereinigung mit Verzögerung“ laufe auf dasselbe hinaus, meinte Schädlich. Die beiden Fragestellungen im PEN-Brief zur Abstimmung ließen keine Alternative zu. Er sehe keine andere Möglichkeit, seinen Standpunkt „der Ablehnung jeglicher Vereinigung“ zum Ausdruck zu bringen. Seine Ansicht teile auch der Autor Bernd Jentzsch, der nach Angaben Schädlichs ebenfalls seine Mitgliedschaft im West-PEN aufkündigte.

Inzwischen wurde in Berlin bekannt, daß auch die deutsch-rumänische Autorin Herta Müller den westdeutschen PEN verläßt. Sowohl Schädlich als auch Jentzsch waren bereits in den siebziger Jahren aus der DDR in den Westen gegangen.

Bei der Befragung fehle mindestens ein wichtiger Punkt, sagte der Berliner Autor Richard Wagner. Die Forderung nach Aufarbeitung der Geschichte im Ost-PEN werde völlig „unter den Teppich gekehrt“. Der Ost-PEN als „Instrument der DDR“ hätte aufgelöst werden müssen: „Eine Vereinigung, ob kurz oder lang, kann ich nicht mittragen.“

Die in Düsseldorf lebende PEN-Präsidentin Ingrid Bacher erklärte, der Schritt „arbeitet genau denen zu, die für eine schnelle Vereinigung sind“. Besonders bedauerlich sei der Austritt Schädlichs, da er den vor gut einem Jahr getroffenen Mainzer Beschluß des PEN mitgetragen habe. Darin sei nicht davon die Rede gewesen, „daß es niemals zu einer Vereinigung mit dem Ost-PEN komme“. Als Voraussetzung sei jedoch damals in Mainz eine kritische Aufarbeitung der Stasi-Verstrickung einzelner Mitglieder des ehemaligen DDR-PEN gefordert worden. Das westdeutsche PEN-Präsidium habe sich deshalb seit mehr als einem Jahr dafür eingesetzt, daß der Ost-PEN zunächst die eigene DDR-Vergangenheit klären müsse, erläutert Ingrid Bacher.

Unverständlich sei ihr, daß die Ausgetretenen bei der Befragung mangelnde Alternativen kritisiert hätten: Ausdrücklich werde entweder der Beginn von Verhandlungen zu einer sofortigen Vereinigung oder aber der Fortbestand beider PEN-Zentren mit der Möglichkeit auf eine spätere Vereinigung zur Wahl gestellt. dpa

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