: Nur eine Hummel
■ Manu Bruynseraede zeigt „Lazarus“ im Theatron
Manchmal ist etwas weniger verbales Gedöns und etwas mehr dramaturgische Genauigkeit vielleicht doch die bessere Rezeptur für einen jungen Regisseur, der „etwas“ will. Wenn man von der Bibel bis zum absurden Theater, vom sprachlichen Unfug bis zu so grenzenlosen Themen wie die Zeit, die Liebe, die Kommunikation alles in einer Low-Budget-Produktion unterbringen möchte, sollte man sich doch wenigstens versuchsweise mal umsehen, wer so etwas schon mal geschafft hat. Oder hält sich hier jemand für ein Genie?
Manu Bruynseraede, letztes Jahr beim Junge-Hunde-Festival auf Kampnagel erstmals in Hamburg mit einer Produktion aufgetreten, versuchte sich mit Lazarus und das Paradies jedenfalls an zuviel Stoff und Anspruch und hinterließ ein zähes Rinnsal aus Sprachwitz, Comedy-Adaptionen und Erzählcollage. Ein brauchbar vor sich hin schauspielernder Michael Gerlinger im roten Anzug konnte Bruynseraedes Text und Regie bei der Premiere im Theatron am Freitag nur ein Lächeln aufsetzen.
Man erfuhr, daß eine Mara wohl den Herren verlassen hat – was aber auch nicht ganz sicher ist, weil das ja alles auch absurd, philosophisch oder banal gemeint sein könnte. Nun spielt der Mann so ein paar Rollen – hier mal den besoffenen Herrgott, dort den lispelnden Dichter, dann noch den Politiker-Affen und einen Geschichtenerzähler. Dazu läuft auf der Leinwand ein x-beiniges Mädchen oder unleserlicher Text oder eine Hummel provoziert den Mann zu der berühmten Hummelgeschichte, daß diese nach physikalischen Gesetzen gar nicht fliegen könnte, es aber tut, weil sie von Physik nichts weiß. So unvermittelt und unzwingend das alles passiert und zu einem gähnenden Grinsen verleitet, so ist auch plötzlich Schluß – und schon ist alles vergessen. Das taugt nix . tlb
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