: Mein ist die Rache
■ SOKO-Star Langendörfer zum Abschied: Polizeichefs sind Taugenichtse
Er ist ein Polizist nach dem Geschmack von Drehbuchautoren: Dieter Langendörfer (46), zuletzt Chef der SOKO-Reemtsma, ist mit der bei der Polizei seltenen Kombination von Charme, Kompetenz und Erfolg ausgestattet. Trotzdem konnte er in der Hamburger Polizei nichts werden. Zum 1. August wird der Shooting-Star und Medienliebling zur polizeilichen Führungsakademie Hiltrup bei Münster wechseln.
Statt mit artigen Worten des Dankes verabschiedete sich Langendörfer mit einem Frontalangriff auf die Chefetage der Polizei: Innensenator Hartmuth Wrocklage (SPD) habe „keine Ahnung von der Polizei“ und spare lieber, „statt sich vor die Polizei zu stellen“, sagte Langendörfer der Bild am Sonntag. Der von Wrocklage an die Elbe geholte Polizeipräsident Arved Semerak (CDU) sei ein „Frühstücksdirektor“ ohne Rückgrat und Führungsqualitäten. Semerak habe keinen Schimmer von der „Großstadtkriminalität“.
Semerak sieht hingegen keinen Zusammenhang zwischen Langendörfers Abgang und dem Zerwürfnis mit der Führungsspitze. Von „Brocken hinwerfen“ könne keine Rede sein, sagte Semerak der Welt am Sonntag. Langendörfer habe sich in Hiltrup beworben. Er, Semerak, habe dies befürwortet, denn „Hamburg ist mit Langendörfer sehr gut in der Führungsakademie vertreten“.
Polizeiintern ist es jedoch ein offenes Geheimnis, daß man den kritischen Langendörfer „wegloben“ wollte. Bereits nach seiner Wahl zum Hamburger Landesvorsitzenden des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK) wurde er vom Cheffahnder zum Verwaltungsbeamten degradiert. Der gewerkschaftlich engagierte Kripobeamte sollte sich um den Neubau des Polizeihochhauses kümmern.
Langendörfer still loszuwerden klappte aber nicht. Der Kombi-Pack Wrocklage und Semerak sei schuld, daß polizeiliche Arbeit unmöglich gemacht und Beamte in die „innere Kündigung“ getrieben würden. Silke Mertins
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