: Volleyballerinnen nun schon in Gewinnzwang
Atlanta (taz) – Wenn man beim olympischen Volleyballturnier eine solch schwere Gruppe erwischt hat wie das deutsche Frauenteam, sollte eigentlich zumindest gegen den Vertreter Afrikas ein Sieg gelingen. Dummerweise heißen die Afrikaner aber Rußland. Weil das deutsche Team die Frechheit besessen hatte, die Olympiasiegerinnen von 1988 (als UdSSR) und Silbermedaillengewinnerinnen von 1992 (als GUS) im Januar in der Olympia-Qualifikation zu besiegen, mußten diese die Afrika-Gruppe auffüllen. Dort gewannen die Russinnen mühelos, vergessen haben sie den lästigen Trip den Deutschen nicht.
Motiviert und konzentriert begannen sie den ersten Satz, in dem sie ihre Gegnerinnen mit Wucht und Geschick fast zu Statistinnen degradierten. Lediglich Mitte des zweiten Satzes konnten die Spielerinnen von Bundestrainer Siegfried Köhler eine Zeitlang mithalten, und es kamen ein paar schöne Ballwechsel zustande. „Unsere Pässe und Kombinationen waren nicht gut genug, um die Russinnen in die Defensive zu drängen“, konstatierte Zuspielerin Ines Pianka nach der 5:15, 10:15, 7:15-Niederlage im Omni Coliseum.
Daß das deutsche Team nervös und „ohne Inspiration“ (Rußlands Coach Nikolai Karpol) gespielt habe, darin waren sich alle einig, auseinander gingen die Meinungen über die Leistung der russischen Vertretung. „Sehr, sehr stark“, befand Köhler, „große Angriffswucht“ bemerkte Ines Pianka. „Nicht unsere beste Leistung“, meinte dagegen Karpol, während Valentina Ogienko und Marina Nikulina, bereits 1988 Goldmedaillistinnen, gar von einem „schlechten Spiel“ ihrer Equipe sprachen. Ogienko mußte dies auch tun, denn die 31jährige Altmeisterin durfte die meiste Zeit nicht mitspielen, worüber sie sichtlich verschnupft war.
Um ins Viertelfinale zu gelangen, müssen die deutschen Volleyballerinnen die nächsten Matchs heute gegen Peru und am Mittwoch gegen Kanada wohl gewinnen, denn danach warten Brasilien und Kuba, die als kaum bezwingbar gelten. Köhler hofft, daß die beiden nächsten Gegner seinem Team besser liegen, da die Spielerinnen kleiner und daher nicht so stark bei Block und Schmetterschlag sind. Noch dringlicher hofft er, daß sich die Nervosität legt. Bis heute will er das hingekriegt haben: „Bei einem solchen Turnier kann man ohnehin nur an der Psyche was verändern.“Matti
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen