Sony feiert sein Comeback

Kein anderes Unternehmen spiegelt Japans Auf und Ab der neunziger Jahren so deutlich wider wie Sony. Als der legendäre Gründer des Elektronik-Riesen, Akio Morita, im Herbst 1993 einen Gehirnschlag erlitt und alle Tätigkeiten im Konzern aufgeben mußte, befand sich das ganze Land im Umbruch. Die Liberaldemokratische Partei hatte ihr Regierungsmonopol verloren, die Börsenkurse sackten in den Keller und die große Krise der japanischen Banken zeichnete sich ab. Das Verschwinden des Sony-Helden Morita, der sein Unternehmen 1946 in einer Garage eröffnet hatte, erschien als weiteres Zeichen für das Ende einer Epoche.

Zuvor galt Sony als unschlagbar. Nach der Erfindung des Transistorradios und des Walkmans hatte sich Sony schnell zu einem „global player“ entwickelt. Mit dem Kauf der Columbia-Filmstudios in Hollywood für sechs Milliarden Mark wurde der Konzern 1989 zum Symbol für einen scheinbar unaufhaltsamen Aufstieg der japanischen Wirtschaftsmacht. Doch 1994 mußte Sony Verluste in Höhe von vier Milliarden Mark für seine amerikanischen Filmstudios abschreiben – jetzt galt das als Symbol für die tiefe Wirtschaftskrise. Japan schien technologisch den Herausforderungen nicht gewachsen: Die Zukunft gehörte den Software-Industrien, und Sony war hierbei gescheitert.

Schon zwei Jahre später muß die Sony-Story jedoch erneut umgeschrieben werden. Im vergangenen Mai legte das Unternehmen eine gesunde Bilanz mit 65 Milliarden Mark Umsatz vor. Seit über einem Jahr führt der Multimedia-Freak Idei Nobuyuki die Geschicke des Konzerns und schwärmt seinen Angestellten vor, sie seien die „Digital Dream Kids“. Plötzlich vertragen sich die einst verfeindeten Hardware- und Softwarebereiche: Mit der Videospielkonsole Playstation, an der beide Bereiche mitbauten, gelang Sony die erfolgreichste Produkteinführung seit dem Walkman. Ein Erfolg kommt selten allein. Mit einem Technologievorsprung bei den Flachbildschirmen und der digitalen Videodisc, den vorraussichtlich wichtigsten Multimediaprodukten der nächsten Jahre, hat Sony seine Zukunft abgesichert. Georg Blume