: In liebevolle Hände abzugeben
Die städtische „Brammer-Fläche“ in Altona wartet auf neuen Nutzer ■ Von Heike Haarhoff
Wildes Müllkippen in der Schanze und kein Ende: Die Nutzung der seit 1992 brachliegenden „Brammer-Fläche“ an der Max-Brauer-Allee zwischen Sternbrücke und Schulterblatt ist wieder völlig offen. Vor zwei Wochen zog die Hamburger EDV-Unternehmensgruppe Prisma Holding ihr Kaufinteresse an dem 7500 Quadratmeter großen, städtischen Gewerbe-Grundstück „definitiv zurück“. Das bestätigte gestern die Sprecherin der Finanzbehörde, Annette Verhein-Jarren.
Im September 1995 war das Gelände der EDV-Firma anhandgegeben worden. Doch eine präzise Bauplanung wurde trotz mehrmaligen Drängens des Bezirks bis heute nicht eingereicht. Die Liegenschaft muß sich nun erneut nach Interessenten umsehen. „Erste Gespräche“, so Verhein-Jarren, seien bereits zwischen der Hamburger Wirtschaftsförderung, der Liegenschaft und „potentiellen Käufern“ aus dem Medienbereich geführt worden. Wer das ist – Rätselraten.
Die Stadt drängt es, ihr Sorgengelände loszuwerden: Als Eigentümerin steckt sie jährlich fünfstellige Summen in die „Reinigung“ der inoffiziellen Deponie für schrottige Fernseher, Autowracks oder Waschmaschinen. Bereits vor zwei Jahren hatte ein Autohaus den Kaufvertrag aus „Kostengründen“ in letzter Minute platzen lassen. Auch das Abspringen der Computerfirma, die auf dem Altonaer Gelände neben Marketing, Multimedia-Publishing und EDV-Beratung Computer-Hard- und Software sowie Updates entwickeln wollte, wird mit der schlechten konjunkturellen Lage begründet.
Dennoch verwundert es, weshalb ein innerstädtisches Grundstück mit zentraler öffentlicher Verkehrsanbindung so schwierig zu vermarkten ist. Als „unattraktiv“ für Investoren gilt die Ausweisung als Gewerbefläche mit dreigeschossiger Bebauung. Viele Firmen bevorzugen hingegen Flachbauten, weil sie glauben, so weniger Probleme mit ihren Anlieferungen zu haben. Außerdem seien die oberen Geschosse angeblich nicht zu vermieten.
Folglich nutzen die Firmen die Option, drei Etagen zu bauen, nicht. „Der Verkäufer aber, also die Stadt, geht natürlich davon aus, daß künftig auch drei Geschosse mit entsprechend höherer Quadratmeterzahl vermietet werden. Insofern verlangt er beim Grundstücksverkauf einen entsprechenden Preis.“ Bernd Meyer, Sprecher der Stadtentwicklungsbehörde (Steb), erklärt „ganz theoretisch“, woran die Verhandlungen um die Brammer-Fläche gescheitert sein könnten.
Eine Änderung des Planrechts – zum Beispiel eingeschossige Gewerbe-Ausweisung mit entsprechend niedrigerem Verkaufspreis oder gar Wohnbebauung – kommt für die Steb aber nicht in Frage: „Gerade im innerstädtischen Bereich muß Flächenfraß unterbunden werden“, sagt Meyer kategorisch. Und zum Wohnen nahe der kreischenden S-Bahn sei es außerdem viel zu laut. – Wie wahr.
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