Chronik

Donnerstag, 18.1.1996: Bei der Lübecker Feuerwehr geht um 3.42 Uhr ein Notruf ein. Das Flüchtlingsheim in der Hafenstraße 52 brennt. Zehn Kinder und Erwachsene sterben in den Flammen, 38 Menschen werden verletzt.

Im Bus, der die Verletzten ins Krankenhaus bringen soll, legt der Libanese Safwan Eid angeblich ein Geständnis gegenüber dem Sanitäter Jens L. ab.

Eine 50köpfige Sonderkommission nimmt die Arbeit auf.

In den Morgenstunden werden Maik W., René B. und Heiko P. aus dem östlichen Grevesmühlen festgenommen. Sie hatten unter den Zuschauern am Brandort gestanden, als die Polizei ihre Personalien aufnahm. Ihren Kumpel Dirk T. holt die Polizei einige Stunden später. Die Gerichtsmedizin stellt bei dreien der Jungmänner „frische“ Sengspuren fest. Nur Maik W. wird danach befragt.

19.1.: Eine Belohnung von 50.000 Mark wird ausgesetzt.

Die Grevesmühlener hätten für die Tatzeit ein Alibi, sagt die Staatsanwaltschaft.

Jens L. berichtet der Polizei von Safwan Eids „Geständnis“.

Der junge Libanese wird festgenommen.

20.1.:Die Brandgutachter gehen von einem Anschlag aus.

Haftbefehl gegen Safwan Eid.

21.1.: Die Gutachter schließen einen von außen gelegten Brand aus.

Die Staatsanwaltschaft unterstellt Safwan Eid „Täterwissen“ und gibt als Motiv Streitereien im Hause an.

22.1.: Die Ermittler vermuten, daß es mehrere Täter waren.

23.1.: Nachrichtensperre.

Die Presse spekuliert, Eifersucht könnte das Motiv für Safwan Eid gewesen sein.

1.2.–16.2.: Die Staatsanwaltschaft läßt vier Gespräche zwischen dem Untersuchungshäftling Safwan Eid und seiner Familie abhören.

März: Ein Brandgutachter der Verteidigung geht davon aus, daß der Brand doch von außen gelegt worden sein kann.

3.4.: René B. und Dirk T. werden von der Polizei nach der Ursache ihrer Sengspuren befragt.

8.5.: Die Ermittlungen gegen die Grevesmühlener werden offiziell eingestellt.

2.7.: Der Haftbefehl gegen Safwan Eid wird aufgehoben.

4.7. Das Hauptverfahren gegen Safwan Eid wird zugelassen.

9.7.–11.7.: Die Gerichtsmedizin präszisiert: Die Sengspuren der Grevesmühlener waren „höchstens 24 Stunden“ alt. Die Jungemänner werden abermals vernommen. René B. äußert den Verdacht, daß sein Grevesmühlener Kumpan Dirk T. die Mordbrennerei begangen haben könnte.

16.9.: Das Verfahren gegen Safwan Eid vor der Jugendkammer des Landgerichts beginnt, es soll zehn Verhandlungstage dauern.