■ Querspalte: Alles über Gold
Wie jeder weiß, ist ein Goldschmied ein 20 bis 27 Millimeter langer, oberseits goldgrüner Laufkäfer, der in Mitteleuropa vorkommt. Keinesfalls aber in Tauberbischofsheim. Der Goldschmied hat Flügeldecken mit je drei Längsrippen und goldrotem Seitenrand. Emil Beck hat das alles nicht. „Die einstige Goldschmiede“, peitscht Bild mit der Goldrute, „ist nur noch eine Blechfabrik.“ Wir hier aber haben uns fest vorgenommen, keine billigen Witzchen mehr zu machen auf Kosten des erfolglosesten erfolgreichsten Ex-Friseurs aller Zeiten. Hiermit wird daraus ein strenges Gebot. Es ist ja alles hart genug.
„Bedauerlich“, hat der Chefbundestrainer der deutschen Fechter mit dem ihm eigenen sanften Lächeln gesagt, „ist, daß bei Olympia offenbar nur noch Medaillen zählen.“ Tja. Olympia wird beherrscht von der Goldwährung. Es hat sich zwar die Funktion des Goldes im Laufe der Jahrhunderte gewandelt. Dazu hat insbesondere das Abkommen von Bretton Woods beigetragen. Doch es gilt weiter: Wer Gold hat, hat gut lachen.
Das Problem aber, das wird in diesen Tagen klar: Ob Amalgation, Cyanidlaugung oder Abschlämmung durch Goldwäscherei – die Goldgewinnung ist ein Geschäft für den Tüchtigen. „Vielleicht“, sagte Beck in einer ganz schwachen Sekunde, „waren wir nicht tüchtig genug.“ Wir? Deutsche? Nicht tüchtig genug? Tüchtigkeit ist seit dem 16. Jahrhundert unsere goldene Regel zur Erfolgssicherung. Wir sind das Land, das einen Goldberg hat (bei Nördlingen)! Eine Goldbachsche Vermutung hervorgebracht hat! Und Max Goldt. Und etwas Gründsätzliches, was Goldfische betrifft: Teilweise wird aus schönem Schein monströse Zuchtform (seit 10. Jh. bes. in China!).
Wenn in dieser Sekunde bereits bekannt ist, daß Schütze Schumann mit Vornamen Ralf heißt, 34 ist und aus Stockheim gebürtig, dann haben wir auch unser Gold! Wie jeder weiß, kommt unsere starke Zeit noch. Sagt Ulrich Feldhoff, der in Atlanta für das Zählen von Goldmedaillen zuständig ist. Der hat es leicht. Peter Unfried
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