: 175 Jahre Unabhängigkeit feiern
■ Hamburger Museum für Völkerkunde begeht Sonntag erstmals den Nationalfeiertag Perus – mit südamerikanischem Tanz und Musik und kleinem landestypischem Markt
Am 28. Juli vor 175 Jahren zieht der argentinische General San Martin in Lima ein: Das Datum wird zum Nationalfeiertag des 1824 offiziell von Spanien unabhängigen Peru. Erstmalig wird dieser Tag auch in Hamburg gefeiert. Eine ganztägige Veranstaltung im Museum für Völkerkunde stellt mit Film und Tanz, Vortrag und kleinem landestypischem Markt das Andenland vor und entdeckt dabei interessante Beziehungen zu Hamburg.
So besitzt das Museum große Teile des Nachlasses von Enrique (Hans Heinrich) Brüning. Der 1848 in Bordesholm im Schleswigschen geborene Ingenieur ging 1875 nach Nordperu und interessierte sich auf ungewöhnlich intensive Weise für die Kultur seiner neuen Heimat. Er führte Wetterbeobachtungslisten, sammelte über 5 000 Objekte und machte mehr als 2 000 Fotos. Die Kunst verblieb im Lande und bildete den Grundstock des ersten peruanischen Regionalmuseums. Alle fotografischen Glasplatten jedoch, die meisten Aufzeichnungen und der Nachlaß des drei Jahre nach seiner Rückkehr nach Hamburg in Bordesholm 1928 verstorbenen Brüning wanderten ins Archiv des Museums für Völkerkunde.
Solche Erbschaften privater Sammler sind ein gutes Beispiel für die wenig bekannte Funktion des Museums als Verwalter von Geschichte und Traditionen ferner Länder. Doch die Schätze an Dokumenten müssen gepflegt werden, und damit steht es nicht zum besten. „Im Grunde bräuchten wir eine Archivarsstelle, mindestens aber bessere Voraussetzungen für die Arbeit mit solchem Erbe“, sagt Corinna Raddatz. Die Leiterin der Amerika-Abteilung wird Leben und Nachleben des Enrique Brünning am Sonntag in einem Vortrag vorstellen.
Vom „Museo Brüning“ in Lambayeque ging 1987 die Erforschung des ersten original vorgefundenen, vorher nicht beraubten Grabes eines prä-kolumbianischen Fürsten aus der Moche-Zeit aus. Diese Kultur existierte bereits in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten, noch vor dem bekannteren Inkastaat. Die Funde, die später in Mainz restauriert wurden, waren eine Sensation. Der peruanische Dokumentarfilm Sipan wird davon berichten.
Neben Essen und Trinken, Kunsthandwerk und Kinderspielen steht am Nachmittag ein filmisches Juwel auf dem Programm: Die goldene Karosse aus dem Jahre 1952. Unter der Regie von Jean Renoir erzählt der Filmklassiker eine turbulente Geschichte vom Hofe des spanischen Vizekönigs im Peru des 18. Jahrhunderts. Mit Pisco, dem landestypischen, mit Limone versetzten Tresterschnaps, und einem Tanzfest mit der Hamburger Gruppe Los Condes wird der peruanische Feiertag im Museum dann am Abend zu Ende gehen. Hajo Schiff
Die Termine am Sonntag: 11.45 Uhr: Vortrag „Enrique Brüning“ von Corinna Raddatz 12.15 Uhr: Doku-Film „Sipan“ 14.30 Uhr: Tänze 15 Uhr: Film „Die goldene Karosse“ von Jean Renoir 20 Uhr: Umtrunk und Tanzfest (Museum für Völkerkunde, Rothenbaumchaussee 64)
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