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ICE kriegt die Kurve nach Schönefeld

■ Was lange als unmöglich galt, wird jetzt doch geplant: Flughafen Schönefeld soll ans ICE-Netz angebunden werden

Der künftige Großflughafen Schönefeld soll überraschend doch einen Anschluß ans ICE-Netz bekommen. Nach Informationen der taz stehen die Flughafenholding und die Deutsche Bahn in aussichtsreichen Gesprächen darüber, Schönefeld in das Schienennetz des Inter City Express zu integrieren.

„Die ICE-Anbindung kommt bombensicher“, bestätigte der Flughafenkoordinator der Bahn in Berlin, Michael Wesseli. In der mehrjährigen Standortdiskussion um den Airport hatte es stets geheißen, der Hochgeschwindigkeitszug und Schönefeld seien nicht vereinbar. Die Verbindung sei zu teuer und technisch schwierig auszuführen.

Das Modell sieht eine zweigleisige Anbindung Schönefelds vor. Vom künftigen zentralen Zugterminal Lehrter Bahnhof wird die Bundesbahn einen „Flughafen- Shuttle“ nach Schönfeld einrichten. Von Schönefeld weg in die Region werde es dann Hochgeschwindigkeitsverbindungen geben. Als Fahrtziele seien Leipzig und Dresden, aber auch Warschau denkbar, äußerte sich ein Sprecher. Zu konkreten Trassen wollte allerdings weder die Berlin Brandenburg Flughafen Holding noch die Bahn etwas sagen.

Für den ICE-Anschluß ist ein neuer unterirdischer Bahnhof im Flughafengelände vorgesehen, von dem aus die Fluggäste wie auf dem Frankfurter Rhein-Main- Flughafen direkt zur Abflughalle gelangen sollen. Der bisherige Zughalt in Schönefeld ist sechs Kilometer von den Flugsteigen entfernt.

Eine direkte Führung des ICE vom künftigen Lehrter Hauptbahnhof über Schönefeld zu anderen Fernzielen scheide aus technischen Gründen aus. Die Trassen, die von Schönefeld über Wuhlheide, Lichtenberg und weiter zum Hauptbahnhof in die Stadt führen, seien nicht geeignet, sagte Michael Wesseli aus der Abteilung Flughafenanbindung der Bahn. Die Züge könnten auf dieser Strecke teilweise nur 60 Kilometer pro Stunde zurücklegen. Das sei mit Zeitverlusten bis 20 Minuten für die Reisenden verbunden.

Die Bündnisgrünen fühlen sich durch die jetzt bekanntgewordenen Überlegungen von Bahn und Flughafenholding bestätigt. „Es war idiotisch“, so deren Verkehrsexperte Michael Cramer, „ein milliardenschweres Eisenbahnkonzept für die Stadt zu entwickeln, ohne den Flughafenstandort zu kennen.“ Zufrieden ist man bei Bündnis 90/Die Grünen allerdings noch nicht. Das sogenannte Pilzkonzept müsse zugunsten von Schönfeld modifiziert werden: Züge aus dem Westen und Süden sollten nicht allein durch die noch zu bauenden Nord-Süd-Tunnel im Tiergarten, sondern auch über Schönefeld in die Stadt fahren. Christian Füller

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