: Buyoya: Burundi "retten"
■ Der neue Präsident lädt den alten zur Zusammenarbeit ein und ruft gleichzeitig zum Kampf auf. Das Ausland erkennt ihn nicht an
Wer sich fest im Sattel wähnt, kann sich versöhnlich geben. In seiner ersten Ansprache versprach Burundis neuer Präsident Pierre Buyoya, „alle Menschen“ im Land zu schützen. Explizit schloß er darin den gestürzten Präsidenten Sylvestre Ntibantunganya ein, der immer noch in der US-Botschaftsresidenz in der burundischen Hauptstadt Bujumbura sitzt und sich weiter als rechtmäßigen Präsidenten betrachtet. Buyoya lud Ntibantunganya ein, sich an den Bemühungen um eine Befriedung des Landes zu beteiligen. Sein erstes Ziel sei, „der in Burundi seit drei Jahren vorherrschenden Kriminalität und den Massakern Einhalt zu gebieten“, sagte Buyoya. Zugleich kündigte er an, den Kampf gegen die Hutu- Rebellen zu verstärken und eine Übergangsregierung zu bilden. Eine „Einmischung von außen“ lehnte er ab.
Am Donnerstag hatte das von der Tutsi-Minderheit dominierte Militär in Burundi den früheren Tutsi-Präsidenten Buyoya zum neuen Staatschef ausgerufen. Seine Ernennung sei „vielleicht ein Staatsstreich, aber keiner wie andere“, sagte Buyoya gestern. Vielmehr handele es sich um die „Rettung eines Volkes in Not“. Die während des Putsches über Bujumbura verhängte Ausgangssperre wurde gestern wieder aufgehoben. Weiterhin war jedoch überall massiv Militär stationiert, und es gab keine Aufmärsche von Tutsi-Milizen. – Auf Hutu-Seite herrschte gestern das Bemühen um Deeskalation vor.
Die „Frodebu“-Partei des gestürzten Präsidenten rief „alle Burunder“ dazu auf, „keinerlei Vorwand für eine wilde, barbarische und blutige Repression“ zu liefern. Die Rebellenbewegung CNDD hatte schon zuvor die Bevölkerung aufgerufen, „Ruhe zu bewahren und jegliche Art von Konfrontation zwischen Zivilisten zu vermeiden“.
Auf internationaler Ebene wurde der Putsch einhellig verurteilt. Die UNO, die „Organisation für afrikanische Einheit“ (OAU), die USA, Deutschland und andere Staaten erklärten, das neue Regime unter keinen Umständen anerkennen zu wollen. Die OAU erklärte, sie arbeite weiterhin auf die Entsendung ausländischer Soldaten hin. Im tansanischen Arusha trafen Vertreter der fünf Nachbarländer Burundis zusammen; am Wochenende wollte der US-Gesandte Howard Wolpe in Ostafrika die Aufstellung einer afrikanischen Eingreiftruppe diskutieren. Konkrete Beschlüsse erhofft sich Burundi-Vermittler Julius Nyerere von einem Krisengipfel Ende der kommenden Woche im tansanischen Daressalam. D. J.
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