Samariter Henkel

■ BDI-Chef half einem straffälligen Freund und steht nun unter Druck

Berlin (taz) – Er denke nicht an Rücktritt, erklärt Hans-Olaf Henkel. Daß der Chef des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) sich gezwungen fühlt, über Rücktritt zu sprechen, liegt an einer dubiosen Affäre. Eine Münchner Bauträgergesellschaft verbreitet Beschuldigungen gegen ihn, um 2,5 Millionen Mark Maklerprovision zurückzubekommen.

Der Fall reicht weit in Henkels Biographie zurück. Er beginnt mit einem Schachfreund aus den sechziger Jahren, Christian Vinke, der später wegen hinterzogener Steuern in Höhe von 800.000 Mark im Knast landete. Als Vinke wegen eines Offenbarungseids danach kein eigenes Konto einrichten konnte, richtete ihm Freund Henkel ein auf seinen Namen laufendes Konto ein, über das Vinke 1991 und 92 Immobiliengeschäfte abwickelte. „Stellen Sie sich das Unfaßbare vor: Ich wollte ihm helfen!“ erklärt Henkel im Spiegel.

Des Dramas zweiter Akt beginnt mit zwei Geschäftspartnern Vinkes, Doris Thies und Manfred Launicke, Inhaber der Bauträgerfirma Thies & Launicke. Die beiden erwarben von IBM ein Grundstück in Berlin für 6,5 Millionen Mark. Vermittler war Vinke. Der damalige IBM-Chef Hans-Olaf Henkel gibt zu, daß er Vinke auf den geplanten Verkauf des Geländes hingewiesen hatte. Thies & Launicke zahlten an Vinke die unüblich hohe Provision von 2,5 Millionen Mark. Als sich das Geschäft als nicht rentabel erwies, wollten die beiden Münchner das Geld zurück. Sie entsannen sich des alten Henkel-Vinke-Kontos und begannen, böse Briefe zu schreiben. Auch als Vinke danach offenbar tatsächlich einen Teil der Provision zurückerstattete, machten die beiden weiter.

Nun droht Henkel mit Gegenangriff wegen des Verdachts der Nötigung. Er wehrt sich vor allem gegen Andeutungen, daß ein Teil der Provision in seine Tasche geflossen sein könnte. In einer Presseerklärung des BDI droht Henkel: „Sollten falsche Beschuldigungen gegen mich auftauchen, werde ich unverzüglich Strafanzeige erstatten.“ lieb