Teilerfolg für politische Gefangene in der Türkei

■ Justizminister Kazan lenkte doch noch ein. Damit ist der Hungerstreik zu Ende

Istanbul (taz) – Der Hungerstreik der 1.500 politischen Gefangenen in 41 türkischen Gefängnissen ist zu Ende. Nachdem er noch am Freitag wüste Drohungen ausgesprochen hatte, ging Justizminister Sevket Kazan am Samstag auf wesentliche Forderungen ein: Untersuchungshäftlinge sollen künftig in der Nähe ihres Wohn- und Gerichtssitzes untergebracht werden; außerdem sollen 102 Gefangene aus dem Gefängnis Eskisehir nach Istanbul verlegt werden. Eskisehir ist wegen der Isolationshaft verrufen. Kazan ging auch auf die Forderung ein, daß die medizinische Versorgung der Hungerstreikenden der türkischen Ärztekammer übertragen wird. „In der Geburtsnacht des Propheten Mohammed haben wir uns große Mühe gegeben, den Konflikt zu beenden“, so Kazan. Zwölf Gefangene sind inzwischen an den Folgen des Hungerstreiks gestorben. Jetzt liegen 170 in Krankenhäusern; 18 schweben noch in akuter Lebensgefahr. Der Romancier Yașar Kemal und der Komponist Zülfü Livaneli vermittelten auf Wunsch des Justizministeriums am Samstag im Gefängnis Bayrampasa in Istanbul. Angesichts des Hungerstreiks hatte sich am Samstag auch der türkische Staatspräsident Süleyman Demirel kritisch zu Wort gemeldet. Er habe die Verantwortlichen „gewarnt“, weil der Konflikt die Türkei in große Schwierigkeiten führe. In Deutschland wurden am Wochenende wieder mehrere Anschläge auf türkische Einrichtungen verübt. oe Seiten 8 und 10