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Verteidigungszaun wackelt

■ Nach dem Protest des Stadtentwicklungssenators verspricht der Senat weitere „Detailgespräche“ mit Bonner Ministerium

Der vom Bundesverteidigungsministerium geplante Sicherheitszaun um den künftigen Zweitsitz am Reichpietschufer hält den Senat weiter in Atem. „Das Thema bleibt der Stadt erhalten“, erklärte gestern Senatssprecher Michael- Andreas Butz.

Nach dem schriftlichen Protest des Stadtentwicklungssenators Peter Strieder (SPD) scheint die Zusage des Chefs der Senatskanzlei, Volker Kähne, gegenüber einem Staatssekretär des Bonner Ministeriums noch nicht das letzte Wort gewesen zu sein. Auf seiner gestrigen Sitzung sei der Senat übereingekommen, daß „in Detailgesprächen“ mit der Bundesregierung nach Lösungen gesucht werde, die „auch bürgerfreundlicher sind“, sagte Butz. Zwar werde man an Sicherheitsüberlegungen des Verteidigungsministeriums „nicht vorbeikommen“, es gehe aber um das „Wie“, so Butz. Details nannte er nicht.

Strieder hatte sich in seinem geharnischten Brief darüber beschwert, daß Kähne ohne Rücksprache mit seiner Behörde gegenüber dem Bund dem Bau des Sicherheitszauns und einer zusätzlichen doppelten Auffahrt am Reichpietschufer zugestimmt hatte. Laut Butz nahmen hingegen Vertreter des Ressorts Stadtentwicklung an den letzten Gesprächen mit Bundesvertretern teil.

Der über zwei Meter hohe Zaun soll auf der Mitte des Bürgersteigs entlanglaufen. Für Radfahrer und Fußgänger bliebe ein Weg von rund zwei Meter Breite. Um die von der Verwaltung von Bundesverteidigungsminister Volker Rühe (CDU) gewünschte Sicherheitszone wird sich nach seiner Rückkehr aus den USA der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) kümmern. „Da wird sich der Regierende auch mal einschalten“, so Butz.

Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung gibt sich optimistisch. Die Bedenken Strieders „haben offenbar Früchte getragen“, so gestern dessen Sprecher Manfred Ronzheimer. Man sei zuversichtlich, daß die Sicherheitskonzepte noch einmal überdacht würden. Die Senatsverwaltung wolle mit alternativen Vorschlägen auf das „sehr sensible Thema“ eingehen. Dabei müsse überlegt werden, wie der Bonner Wunsch nach Sicherheit am Bendlerblock „nach innen verlegt werden kann“, so Ronzheimer. Als Beispiele nannte er den geplanten Bau der US-Botschaft am Pariser Platz und die neue SPD-Bundeszentrale in Kreuzberg. Beide kämen ohne Zäune aus und hätten ihre Sicherheitskonzepte in die Gebäude integriert. Severin Weiland

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