■ Nach der Bombe: Jesus' Jünger darf nicht in den Centennial-Park
Atlanta (taz) – Wie ein gewaltiger Demonstrationszug wälzten sich die Menschen den International Boulevard entlang auf den Eingang des Centennial Olympic Park am Techwood Drive entgegen. Dort staute sich die Menge, denn vor Betreten der Anlage wurde in jede Tasche, jeden Rucksack geschaut. Drinnen war am Dienstag abend Hochbetrieb. „Etwas mehr Leute als vor der Bombe“ seien in den Park gekommen, sagte ein Sicherheitsmann. Der Zuwachs könnte allerdings gut durch seine Kollegen verursacht sein, die jetzt in doppelter Stärke vertreten sind.
„Wir sind hier, um einen Triumph des menschlichen Geistes zu feiern“, hatte Andrew Young bei der Gedenkfeier gesagt, mit der der Park wiedereröffnet worden war. Die meisten Leute schienen eher wild entschlossen, sich nach Kräften zu amüsieren und so zu demonstrieren, daß sie sich nicht einschüchtern lassen. Während das FBI jenen Wachmann, der die Bombe entdeckt hatte, in peinlicher Weise den Medien als Verdächtigen zum Fraß vorgeworfen hatte, tanzten die Leute nach den Klängen einer New Orleans-Band.
„Triumph des Geists“: Mädchen im Centennial Park Foto: Reuter
„Buckwheat Zydeco“ spielte auf der Bühne, in deren Nähe sich die Explosion ereignet hatte. Die Stelle war mit Blumen und US- Fähnchen übersät. An diesem Abend war es der meistfotografierte Ort Atlantas jenseits von Shaquille O'Neal.
Ein Mann wurde im übrigen nicht in den Centennial Park gelassen, obwohl er keine verdächtige Tasche dabeihatte. Dafür trug er aber ein Schild mit der Aufschrift: „Ruft nach Jesus! Ihr seid alle unterwegs in die Hölle!“ Matti
Siehe Ausland, Seite 8
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