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Norweger schützen das Klima in Costa Rica

■ Regierung in Oslo bezahlt 2 Millionen Dollar für Aufforstung in Mittelamerika. Kvaerner und ABB finanziell beteiligt. Bislang 30 Joint-implementation-Projekte

Berlin (taz) – Norwegen ist der Klimaschutz im eigenen Land zu teuer. Das Land, das seinen Strom zu 80 Prozent mit Wasserkraft erzeugt und deshalb nur wenig Einsparpotentiale bei seinem Kohlendioxidausstoß sieht, will statt dessen in anderen Ländern das Klima schützen. Jetzt hat die Regierung in Oslo einen Vertrag mit Costa Rica über ein solches Joint-implementation-Projekt abgeschlossen, um in dem mittelamerikanischen Land Waldgebiete zu schützen und aufzuforsten. Die Bäume sollen das Kohlendioxid wieder einfangen, das bei der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas in die Atmosphäre gepustet wird.

Etwa 2.000 Hektar Urwald seien unter Schutz gestellt worden, 1.000 Hektar neuer Wald sollen nicht mehr abgeholzt und noch einmal 1.000 Hektar Bäume neu gepflanzt werden. „Dafür zahlen wir zwei Millionen Dollar“, sagte Geir Sjöberg vom norwegischen Außenministerium der taz. Wir, das ist die norwegische Regierung, die 85 Prozent der Kosten trägt. Mit kleinen Beträgen sind außerdem Kvaerner, ABB Norwegen und die Firma Hendriksen dabei.

Der Vertrag besiegelt nicht das erste Joint-implementation-Projekt. Weltweit wird inzwischen an dreißig Stellen mit Geld aus den Industrieländern Klimaschutz in ärmeren Staaten betrieben. Die Norweger haben schon in Polen eine Million Dollar in ein Programm zur Umstellung von Kohlekraftwerken auf Gas und in Mexiko drei Millionen Dollar in die Einführung von Energiesparlampen investiert. Doch die meisten Vorhaben werden nicht direkt über die Regierungen lanciert, sondern über die Weltbank und die sogenannte Global Environmental Facility (GEF). GEF war eingerichtet worden, um nach dem Erdgipfel von Rio Umweltschutzprojekte in den Ländern des Südens zu unterstützen. Kritiker bemängeln, daß die Industrieländer versuchten, sich mit diesen Projekten um ihre Verpflichtung zum Klimaschutz zu Hause herumzudrücken. Außerdem haben die Industrieländer bei weitem nicht soviel Geld für die GEF bereitgestellt, wie ursprünglich erwartet. Hermann-Josef Tenhagen

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