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■ Filmstarts à la carteDer Jochen, Stefan und der scheue Phil

Wenn es bei Benefizveranstaltungen in Rhode Island heißt: „bring your own pizza“, so handelt es sich meist um eine schmockige Veranstaltung, von der nichts weiter zu erwarten ist. Wohingegen All Nizos „restricted revolution pictures“ ein independent street-film-screening verspricht, einen Super-8-Film- Event, und man kann bis eine Stunde vorher seinen eigenen mitbringen, was in fast jedem Fall interessant ist. Für den Fall, daß die Zuschauer selbst nichts dabeihaben, wird ein „Hamburg-Programm“ gezeigt, das die Ernte des „All Nizo“ von zwei In-door- Abenden im Norden präsentiert. Alle All-Nizo-Veranstaltungen finden unter freiem Himmel statt, weil sich das Ganze wahrscheinlich dem Naturereignis annähern soll. Wenn es dann natürlich regnet, fällt alles aus oder geht bei dir zu Hause weiter. mn

„Alle sieben Jahre wende Deinen Blick“, heißt es in einer historischen Aufnahme von „Der Plan“. Das Jochen-Filmfest in der Hasenheide findet am Freitag zwar zum achten Mal statt, doch das macht nichts. In den ersten sieben Jahren hatte man die besten (und das waren oft grade die abgelehnten) Filme des Hamburger „No-budget-Filmfestes“ in der regelmäßig überfüllten Freilichtbühne Hasenheide gezeigt. Mittlerweile trägt das „No- budget-Filmfest“ seinen Namen allerdings zu Unrecht, und so hat sich der Jochen in den letzten Monaten auf vielen kleinen Festivals rumgetrieben, in Weiterstadt oder Schwenningen etwa. Back to the roots also irgendwie, und der scheue Phil wird moderieren und vielleicht auch einen AC/DC- Song zum besten geben.

Zwanzig Filme werden gezeigt. Das kleine S-8-Format dominiert wieder glücklicherweise. Nur 5 Filme sind in 35 bzw. 16 Millimeter gedreht. Viele Stars des kleinen Films sind auch dabei. Stefan Möckel etwa, der dicke Mathematiklehrer aus Braunschweig. Diesmal zeigt er sich nicht als fideler Spaßvogel, sondern eher von seiner dem Experimentalfilm zugewandten Seite. In einer Minute hat er die Bibel verfilmt. Für den „Traum eines Perversen“ brauchte er allerdings ungewöhnlich lange 8:35 Minuten.

Daggie Brundert, Ramona Koeppel-Welsh und Pamela Homann, die als „FBI“-Filmkollektiv immer noch alle zwei Monate in der Aktionsgalerie ihre legendären S-8-Abende veranstalten, sowieso: Daggie zeigt ihren stilvariantenreichbunten Maikäfer- Film („It's nice to be a beetle“), Pamela Homanns „Er geht & Er singt“ erzählt karg-expressionistisch in Schwarzweiß von der Liebe und greift dabei auf einen Novalis-Text zurück. Ramona Koeppel-Welsh beschäftigt sich eine Minute lang mit „Twin Peaks“. Klaus Beyer, der vielbeschäftigte fünfte Beatle und Berliner „Van Gogh des Heimkinos“, ist mit drei genial-reduzierten Werken vertreten. Und der zweiminütige feuerwerkskritische Streifen „Schwärmer“ der Hamburger S-8-Filmproduktion „War nix – Macht nix“ ist das Lustigste, was in letzter Zeit im S-8-Format zu sehen war. Dies und das und anderes also beim wichtigsten und angenehmsten Berliner Kurzfilmfest. kuhl

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