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Spurensuche

■ betr.: „Verschleppt, verschliffen, vergessen“, taz vom 12. 8. 96

Nun jammern sie alle, ob BerlinerIn oder TouristIn, daß im Stadtbild kaum noch erkennbar ist, wo bis zum Frühjahr 1990 das einst längste Bauwerk der Stadt die Grenze zwischen Ost und West bildete. Dabei ist die Senatsverwaltung damals sehenden Auges auf diese Situation zugesteuert. „Weg mit diesem Schandmal!“ war damals die Parole, obwohl es 1989/90 schon warnende Stimmen und zahlreiche Vorschläge gab: ehemaliger Grenzstreifen als Grünzone durch die Stadt oder Nord-Süd- Fahrradweg.Geradezu hellseherische Fähigkeiten hatte Ende Oktober 1989, zehn Tage vor dem Mauerfall, die Berliner Geschichtswerkstatt mit dem Aufruf zur Initiative „Die Mauer muß bleiben“ und der Forderung, nach dem Fall der Mauer das Bauwerk soweit wie möglich als Geschichtsdenkmal und Kunstaktionsfläche stehenzulassen.

Was jetzt noch möglich ist, ist die Kennzeichnung des Verlaufs. Ob nun als Kupferband oder als 20cm breiter Betonstreifen, die Kennzeichnung wird mehrere Millionen Mark kosten, die der Senat mit Sicherheit nicht aus laufenden Haushaltsmitteln aufbringen kann. Deshalb mein Vorschlag:

Gründung einer landeseigenen Gesellschaft mit Beratung durch die interessierten Vereine und Initiativen. Diese Gesellschaft soll dann die geplante Mauerkennzeichnung meterweise vermarkten und so privates Spendengeld einsammeln. Ich kann mir durchaus vorstellen, daß es sich Privatpersonen und Unternehmen etwas kosten lassen, im Berliner Straßenpflaster als „Sponsor“ einiger Meter Mauerkennzeichnung verewigt zu werden. Meine Erklärung kann die Gesellschaft in spe schon jetzt haben: Einige Hunderter habe ich dafür im Geist schon zurückgelegt. Jürgen Karwelat,

Berliner Geschichtswerkstatt

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