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Die Baumarktbeilage. Heute: „Hochdruckreinigung“ Von Fritz Eckenga

Guten Tag. Mein Name ist Peter- Hans Kaltenbecher. Als Leiter einer führenden Filiale einer namhaften Baumarktkette im westlichen Westfalen, also östliches Ruhrgebiet, was aufs selbe rauskommt, möchte ich sozusagen einmal aus professioneller Perspektive eine Stellung beziehen zum Problem der Bekämpfung von starken Schmutzverunreinigungen im häuslichen Bereich.

Ich muß es ja wissen, ist doch alles, was es an modernen Geräten gibt, die für nichts anderes gut sind als den Dreck, der in allen menschlichen Ecken und Kanten sein unhygienisches Zuhause findet, wegzumachen, bei mir in meinem Geschäft in einer derartigen Vielfalt vorhanden, daß er keine Überlebenschance hat, egal, wie aggressiv seine Natur ist.

Um nur ein abschreckendes Beispiel zu geben: Grünspan! Dieser häßliche, durch die Feuchtigkeit der Witterung sich ausbreitende, in alle Ritzen kriechende, muffige Schmand, den man auch vom Zierfischaquarium kennt, wenn man ihn nicht regelmäßig abschrubbelt, weil man meint, die Fische putzen den schon weg. Ja, von wegen! Wenn er einmal die Überhand hat, soviel Fische passen gar nicht ins Becken, daß sie, nicht von Sauerstoffarmut begleitet, qualvoll verenden.

Der Grünspan hat das ganze Jahr über, vor allem im Herbst und Winter, Konjunktur, und im Frühling dann, oder jetzt im Sommer, wenn man sich außerhäusig auf der Terrasse einen gemütlichen Kaffeeklatsch wünscht und die Sonne lacht und der Marmorkuchen duftet, wandert der erschrockene Blick auf die Übergangskante vom gefliesten Boden auf den Außenputz vom Haus, unten – fünf Zentimeter aufwärts, da springt er einem in seiner ganzen giftgrünen Abscheulichkeit ins Auge und vermiest einem die Laune, weil er ja auch stinkt wie ein Gulli in seiner besten Zeit, wenn man nah genug dran geht mit der Nase.

Grünspan ist ein Feind, der mit herkömmlichen Gegnern kein Problem hat und sich überlegen auf die Schenkel klopft, wenn Sie ihm mit Ata und Wurzelbürste an den Kragen wollen. Nein, da hilft nur eins: Radikale Vernichtung mittels Hochdruckreiniger. Mindenstens 100 bar – besser aber 150 – also mindestens das Doppelte!

Hochdruckreiniger gibt es bei mir schon preiswert für 400 Mark mindestens.

Und dann einfach ran mit der spitzen Düse, die durch das komprimierte Wasser in einer unvergleichlich elementaren Wucht haarnadeldünn bis auf die Knochen des Grünspans die unter ihm vorhandene Sauberkeit freilegt, daß es nur so eine Art hat!

Und ich gebe Ihnen Brief mit Siegel: Wenn Sie das einmal angefangen haben, mit Hochdruckreiniger ganz bequem in ihre sämtlichen unzugänglichen Fugen zu spritzen, dann bleiben Sie nicht beim Grünspan stehen! Dann gibt es kein Halten mehr. Dann erliegen Sie einem Reinlichkeitsrausch, der Ihnen über das eigentliche Problem, gegen das Sie ursprünglich vorgehen wollten, hinaus einen Lustgewinn bringt, der vor keinem Dreck der Welt sich mehr ekelt, sondern ihn wegbläst mit der ganzen Kraft der gebündelten Atüs und alles wegschwemmt, was Sie schon immer nicht mehr sehen konnten, so wahr mir Gott helfe!!! Und jetzt sagen Sie mal selbst: Wo kriegen Sie so was heutzutage noch für 400 Mark? Na also!

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