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Was Diego sagt – was Diego macht

■ Wieder hofft der Fußballer Maradona auf eine neue Etappe in seinem Leben – und entzieht in einer Genfer Drogenklinik

Buenos Aires (taz) – Als Diego Maradona am vergangenen Wochenende ankündigte, er wolle seinen Club La Boca Juniors verlassen, hielten das viele lediglich für einen weiteren von Diegos Sprüchen. Schließlich hatte er in den letzten Monaten bereits mehrfach gedroht, das gelb-blaue Trikot abzustreifen. Doch dann machte er klar, daß es diesmal etwas ernster gemeint war als sonst. Am Montag stieg er in ein Flugzeug Richtung Madrid. Am Dienstag traf er in Genf ein, wo er in einer Privatklinik versucht, eine zwölftägige Drogentherapie hinter sich zu bringen. Auch wenn die Gerüchte über seine Abhängigkeit nie verstummt waren, kommt das nun selbst für seine Landsleute überraschend.

Damit wird er beim letzten Spiel der Saison am kommenden Wochenende nicht mehr dabei sein. Für seinen Klub geht es ohnehin um nichts mehr. Dabei schien noch vor vier Wochen im Hafenviertel La Boca alles bestens. Da hatten die Boca Juniors den Erzfeind von der anderen Seite der Stadt, River Plate, 4:0 geschlagen. Das zählt fast soviel wie eine Meisterschaft. Danach aber gingen sämtliche Spiele in die Hose. Und Kapitän Maradona empfahl sich dabei als Elfmeterkiller. Gleich fünf Strafstöße hintereinander hat er in dieser Saison versiebt. Als er zuletzt gegen Racing beim Stand von 0:1 zwei Minuten vor Schluß erneut nicht traf, war der Titel weg.

Am Sonntag hatte sich Maradona mal wieder in die Märtyrerrolle begeben. Das Debakel sei seine Schuld. Schließlich hätte er als Kapitän etwas tun müssen. Darum wolle er einen Schlußstrich ziehen und den Verein verlassen, mit dem er erstmals in seiner Karriere argentinischer Meister wurde. Außerdem hätten seine Töchter seinetwegen geweint. Und so etwas „würde kein argentinischer Vater zulassen“.

Doch zwischen dem, was Maradona sagt, und dem, was er dann tut, besteht seit jeher ein großer Unterschied. Und auf dem Feld war Maradona zuletzt eher eine psychologische Stütze als eine spielerische. Zwar gelingt ihm immer wieder einer jener Pässe, die spielentscheidend sein können, ansonsten liegt er aber meist auf dem Rasen herum und händelt mit dem Schiedsrichter.

Die Eskapaden Maradonas gehen inzwischen immer mehr Menschen auf den Wecker. Boca-Präsident Marci attestiert, daß sich die Beziehung zwischen Diego und seinem Publikum verändert habe: „Offensichtlich ist etwas passiert und kaputtgegangen.“ Vielen redet er einfach zuviel und nimmt dabei den Mund zu voll. Seine Privilegien bei La Boca stießen ebenfalls übel auf. Er hatte recht flexible Arbeitszeiten mit seinem Arbeitgeber ausgehandelt und konnte zum Training, wann er wollte. Und ob Maradona spielte, entschied er allein. Das war spannend: Jede Woche rätselten die Zeitungen mit Beginn der Donnerstagsausgabe, ob Diego spielen würde oder nicht.

Nach seinem Aufenthalt in der Schweiz will Maradona erst einmal nach Kanada und Kuba reisen, um zu trainieren. Trotz allem Ärger hoffen aber viele, daß er in der nächsten Saison wieder das Trikot mit der Nummer 10 in den Boca- Farben tragen wird. Doch er beteuert, die Entscheidung, Boca zu verlassen, sei definitiv. Die Sporttageszeitung Ole konterte diese Verlautbarung mit einem Kasten „Diego sagte – Diego machte“.

Es ist auch so, daß Maradona es sich sehr gewünscht hat, mit den Boca Junior noch mal Meister zu werden. Viele meinen daher, daß er erneut versuchen wird, dieses Ziel zu erreichen. Der argentinische Präsident Carlos Menem gilt als schützende Hand über Maradona. Er sagt: „Ich glaube, er wird bei Boca bleiben.“ Sicher ist aber wie immer nichts: Japan oder sein erster Profi-Club Argentinos Juniors sind als neue Stationen im Gespräch.

Zunächst aber ist Maradona in der Schweiz und entzieht. „Ich werde mich von der Sucht heilen lassen“, sagt er. Und: „Zum erstenmal seit langer Zeit fühle ich, daß ich etwas für mich tue.“ Inzwischen ist der einstmals beste Fußballer der Welt 35. Seine Hüften sind breit wie zu seinen schlechtesten Zeiten. Wieder einmal hofft Diego Maradona, eine neue „Etappe in meinem Leben zu beginnen“. Ingo Malcher

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