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Mangelndes Fingerspitzengefühl statt Mitsprache

■ Saga-Klotz in St. Pauli: Oberbaudirektor hat Einwände, Bezirks-SPD will genehmigen

Seit Wochen wird in den Medien und auf Stadtteilkonferenzen der Streit um zwei gegensätzliche Architektur-Konzepte für 80 Sozialwohnungen auf St. Pauli ausgetragen. Nur die regierenden Sozis in Mitte haben davon offenbar nichts mitbekommen. Zumindest hatten sie sich bis diese Woche nicht mal die Mühe gemacht, sich außer dem offiziellen Saga-Konzept auch mal den alternativen AnwohnerInnen-Entwurf anzusehen: „Bis zum Stadt- planungsausschuß am Mittwoch, als uns die Stadterneuerungsgesellschaft (Steg) sie vorstellte, kannten wir diese Pläne gar nicht“, gesteht der SPD-Bezirksabgeordnete Hubert Piske. Was die Sozis aber nicht daran hinderte, sich schon vorab „eine grundsätzliche Meinung“ zu bilden: „Wir wollen die geschlossene Bauweise der Saga.“

Zwei Entwürfe stehen zur Debatte: der von der Saga beantragte, kasernenartige Wohnblock (90 Meter lang, sieben Geschosse) einerseits. Andererseits das von AnwohnerInnen und Steg bevorzugte, aufgelockert-lebendige und daher für den dicht besiedelten, problemlastigen Kiez eher verträgliche Alternativ-Konzept (sieben über das Gelände verstreute, kleinere Gebäude von fünf bis sechs Geschossen).

Anfang September will die sozialdemokratische Mehrheitspartei im Bauausschuß der Saga grünes Licht geben. Allerdings, so Piske, müsse an der Fassade noch ein wenig gewerkelt werden. Die nämlich sei „zu einfallslos“ und „selbst für sozialen Wohnungsbau unzeitgemäß“.

„Da sollen nur Marginalien verändert werden“, fürchtet Rüdiger Dohrendorf, Sprecher der Steg, die jüngst ein Erneuerungskonzept für St. Pauli-Nord vorgelegt hat. Der Saga-Klotz sei ein „denkbar schlechter Einstieg in ein Sanierungsgebiet“, wenn die Mitbestimmung „vor Ort“ so wenig ernst genommen werde. Der SPD und der Saga wirft Dohrendorf „mangelndes Fingerspitzengefühl“ vor.

„Rettung“ vor dem architektonischen Grauen könnte diesmal ausnahmsweise von Oberbaudirektor Egbert Kossak kommen. Kossak, selbst Architekt, hat die Pläne fachkundig geprüft und befand: In seiner jetzigen Form sei der Saga-Bauplan unzumutbar. Erstens sei die Zahl der Geschosse auf maximal fünf abzuspecken, zweitens solle es lieber nebeneinanderstehende Einzelhäuser „mit eigenem Aufbau und Loggien“ oder zumindest Einschnitte und Schlitze in der Fassade geben. Die Erdgeschoßzone wünscht sich Kossak „lebendig“. Die Saga, versichert er, habe den Auftrag, das Gebäude zu überplanen.

Den Entwurf der AnwohnerInnen hingegen hält der Oberbaudirektor für „phantasievoll, aber realitätsfremd“: Kleinteilige Bebauung sei zwar begrüßenswert, doch seien dabei Grundstücke, die gar nicht der Saga gehörten, als Bauland miteinbezogen worden. Die Architektur sei „anregend“, doch paßten die „schwingenden Flugdächer“ nicht zu einer ansonsten „klaren, geometrischen“ Bauweise auf St. Pauli. Heike Haarhoff

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