piwik no script img

Korallenriffe entdeckt

■ Bremer Wissenschaftler vor Norwegen fündig

Ungewöhnlich lange und hohe Tiefwasser-Korallenriffe hat eine neunköpfige internationale Wissenschaftler-Gruppe auf dem sogenannten Sula-Rücken vor der norwegischen Küste entdeckt. Der Geowissenschaftler Andre Freiwald von der Universität Bremen, der an den Expeditionen 1994 und 1995 teilnahm, geht davon aus, daß sie mit einem vier Kilometer langen und fast 50 Meter hohen Riff das größte bislang bekannte seiner Art gefunden haben. „Die Riffe liegen in der lichtlosen Zone etwa 300 Meter unter Wasser“, erklärte Freiwald gestern in Bremen.

Die Riffe können nach Angaben des Forschers nicht älter als 7.000 bis 8.000 Jahre sein. Entstanden seien sie nach der letzten Eiszeit. Vor rund 14.000 Jahren hätten an der gleichen Stelle noch Gletscher gelegen. Überrascht sind die Wissenschaftler vom schnellen Wachstum der Riffe, die durch Kalkausscheidungen bei Organismen entstehen. „Das Ausmaß dieser sogenannten Karbonat-Produktion ist noch unbekannt und Gegenstand der laufenden Untersuchungen“, sagte Freiwald weiter. Außerdem wollen er und seine Kollegen klären, welche Folgen ein Absterben der Riffe für die Umwelt hätte.

Die Tiefwasser-Korallenriffe vor der norwegischen Küste sind seinen Worten zufolge „die Kinderstube für viele Schwarmfische“. Bei den Expeditionen habe man beispielsweise große Rotbarschschwärme beobachtet, die sich zur Nahrungsaufnahme bevorzugt in den Riffkronen aufhielten. dpa

Tiefe Korallenriffe gibt es laut Freiwald nicht nur auf dem Sula-Rücken, sondern vom Nordkap bis zu den kanarischen Inseln. Die norwegischen Fischer hätten schon vor mehr als 200 Jahren Bekanntschaft mit ihnen gemacht. „Durch die Riffe wurden nämlich die Fangnetze zerstört.“

Im nächsten Jahr wollen die Wissenschaftler Tiefwasser-Korallenriffe vor der französischen und der spanischen Atlantikküste sowie im Kanarenarchipel erforschen. Ein weiteres Ziel ist die Untersuchung des Sula-Rückens mit Hilfe eines Forschungs-U-Bootes. dpa/lni sm ba

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen