: Bis die Bilder von den Wänden fallen
■ Freitag in der Galerie Steinbrecher: Musik der russischen Seele
Spannend werden kann es für die FreundInnen der Klaviermusik am Freitag Abend in der Galerie Steinbrecher: die ukrainische Pianistin Masha Dimitrieva gestaltet ein Programm äußerster Gegensätze. Nach den zauberhaften kleinen Sonaten von Domenico Scarlatti erklingt eine der traurigsten Musiken von Franz Schubert, des Komponisten, der von der Wiener Metternich-Diktatur geprägt ist wie kein zweiter: die vorletzte Klavier-Sonate aus seinem Todesjahr 1828. Doch dann kommen die VirtuosenfreundInnen zu ihrem Recht: hoffentlich halten die Bilder an den Wänden, wenn Masha Dimitrieva den gewaltigen und ausdrucksstarken „Mephisto-Walzer“ von Franz Liszt interpretiert. Die Virtuosität selbst ist hier als das Fluidum des Diabolischen verstanden, wenn Mephisto im Wirtshaus eine Musik „voll Blut und Brand“ (Nikolaus Lenau, nach dessen Faustdichtung das Stück komponiert wurde) anstimmen will.
Doch Technik und Kraft erlauben der Pianistin zusätzlich die enorm anspruchsvolle Wiedergabe einer Fantasie und Etuden von Alexander Skriabin, dem interessanten und exaltierten russischen Komponisten der Jahrhundertwende: er war überzeugt von einem mythischen Sendungsauftrag der Kunst. Die dreißigjährige Absolventin des Moskauer Tschaikowsky-Konservatoriums studierte auch in Hamburg bei Conrad Hansen.
usl
Freitag 20 Uhr Galerie Steinbrecher, Am Dobben 123
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