: Unterm Strich
Den Auftakt macht „Sleepers“ (Barry Levinson) mit Robert De Niro und Dustin Hoffman. Bei den 17 Wettbewerbsfilmen hat der alte Kontinent mit elf vollständig oder teilweise europäischen Beiträgen das größte Gewicht. Na, Gott sei bei uns: Erneut dominiert das Autorenkino. Besonderer Schwerpunkt: Frankreich, das unter anderem mit „dem Liebhaber ästhetischer Kameraführung“ (dpa) Claude Lelouch („Hommes, femmes: mode d'emploi“) vertreten ist sowie mit Jean-Luc Godards Sarajevo-Film („Forever Mozart“). Volker Schlöndorffs „Unhold“ dürfte für Diskussionen sorgen. Sein Zweistunden-Epos nach dem französischen Roman „Der Erlkönig“ von Michel Tournier schildert Nazizeit und Zweiten Weltkrieg anhand des Schicksals des Kriesgefangenen Abel (John Malkovich) in Ostpreußen. Thema ist die Verführung durch „Ideologie und Lagerfeuerromantik“ (dpa). Ursprünglich zur Präsentation in Cannes vorgesehen, hatte Schlöndorff („Die Blechtrommel“) das 18-Millionen-Dollar-Projekt angeblich als unfertig zurückgezogen. Es gibt auch anderslautende Gerüchte. Seitdem jedenfalls wurde die Hälfte des Films überarbeitet und die Story umgebaut – was ja nicht für Terminschwierigkeiten spricht, nicht wahr.
Italienische Altmeister, vor denen man uns eh schützen möge, haben in diesem Jahr ihren Auftritt nur im umfangreichen Rahmenprogramm. An der Produktion von Ken Loachs „Carla's Song“, über die Liebe einer Professorin zu einem Revolutionär in Nicaragua. An der Produktion war die Firma Road Movies aus Berlin beteiligt. Portugal wird durch eine Komödie des 87jährigen Manoel de Oliveira („Party“) vertreten.
Über 300 Filme und damit mehr als in den Vorjahren hatte Gillo Pontecorvo, der selbst auf die 80 zugeht, gesichtet. Nur drei Beiträge kommen aus den USA. Abel Ferrara erzählt in „The Funeral“ die Geschichte zweier Männer (Christopher Walken, Chris Penn), die Rache schwören für den Tod ihres Bruders. In der Spezialreihe „Notti Veneziane“: „Independence Day“ (Roland Emmerich), „Last Man Standing“ (Walter Hill) und „The Fan“ (Tony Scott). Francis Ford Coppola dagegen gab Venedig einen Korb: Sein Film „Jack“ mußte gestrichen werden. Coppola hatte kritisiert, daß sein „sehr persönlicher“ Film in der Spektakelreihe „Venezianische Nächte“ laufen sollte.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen