: Rätsel um den Vulkan
■ Woher kommt Geld für Weiterbau? / Firmen-Verkäufe / FDP: Vulkan schließen
Eigentlich müßte Ende der Woche Schluß sein auf der Vegesacker Vulkan-Werft. Die 20 Millionen Mark, die Konkursverwalter Jobst Wellensiek aus der Konkursmasse locker gemacht hatte, um die beiden Containerschiffe beginnen zu können, seien Ende August aufgebraucht, hatte es geheißen. Den Betriebsräten hatte Wellensiek jedoch kürzlich versichert, er habe neues Geld aufgetrieben. Woher, das ist ein Geheimnis.
So bauen nach Angaben aus dem Betriebsrat etwa 400 Vulkanesen unverdrossen an den Schiffen 110 und 111. Der von Wellensiek eingesetzte neue Werft-Chef Futterer räume im Management tüchtig auf.
Die von Wellensiek für die nächsten Tage angekündigte Erklärung tut Not: Während die bremische Bürgerschaft gestern etwas hilflos über den Vulkan und die EU debattierte, stehen offenbar neue Verkäufe aus der Konkursmasse bevor. Die Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern wolle bei der Vulkan Industrie Holding (VHI) einsteigen, hieß es aus Schwerin. Der Zeitwert der Holding – dazu gehören u.a. der Kranbauer Vulkan Kocks und die bankrotte Maschinenbaufirma Dörries Scharmann aus Mönchengladbach sowie zum Teil wertvolle Beteiligung – war im Wellensiek-Bericht an die Gläubiger ursprünglich mit 150 Mio. Mark angesetzt worden. Die Vulkan-Werft zählt entgegen anderslautender Meldungen nach Angaben von Wellensieks Sprecher nicht zur Holding.
Von der Ostseeküste wurde ferner berichtet, der Dieselmotorenhersteller MAN wolle das Dieselmotorenwerk Rostock, das im April aus der Vulkan-Industrie-Holding herausgelöst worden war, erwerben. MAN und Land Meck-Pomm wollen angeblich auch das Aktienpaket des Vulkan an der New Sulzer Diesel AG in der Schweiz übernehmen, das auch der VIH gehört. Ursprünglich hatte Wellensiek beide Werte ohnehin gemeinsam veräußern wollen. Schließlich produziert DMV moderne Dieselmotoren in Sulzer-Lizenz. Allerdings hatte er zu Monatsanfang das Paket Sulzer-Aktien schon für 140 Mio. An die Fincantieri-Gruppe verkauft. Nun sollen die neuen Interessenten 145 Millionen geboten haben, um den noch nicht rechtskräftigen Deal mit den Italienern platzen zu lassen. „Kein Kommentar“, ließ Wellensiek lapidar zu all diesen Meldungen übermitteln.
Kommentieren tun andere, etwa die Bremer FDP. Die Vulkan-Werft gehöre geschlossen, so Landeschef Peter Braun und Ex-Wirtschaftssenator Claus Jäger. Die Produktivität sei zu schlecht. Der Senat solle den Menschen endlich die Wahrheit sagen: Der Handelsschiffbau im Lande Bremen habe keine Zukunft. jof
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