■ Querspalte: Gewalt gegen Bauern
Der unfallträchtigste Arbeitsplatz, das wissen Sie ja auch, befindet sich nicht in Atomkraftwerken oder Chemielabors, sondern in deutschen Wohnungen. Wo die Hausfrau gerne mal beim Fensterputzen von der Leiter knallt oder der Hausmann die mit zu heißem Öl gefüllte Pfanne mit kaltem Wasser löscht, der Blödmann. Was Sie nicht wissen, was aber dpa brandaktuell meldet, ist: Auf Bauernhöfen ist es im Kuhstall am gefährlichsten. Nicht – was Sie jetzt vielleicht denken – weil die Kühe verrückt geworden sind. Meines Erachtens waren die nämlich noch nie ganz dicht; ich komme vom Lande und weiß Bescheid. Ich kann sogar melken. Und da passiert es, daß Sie, bei dieser für das Vieh doch eigentlich hilfreichen Handreichung, den mit Scheiße und toten Fliegen verkrusteten Schwanz um die Ohren gehauen kriegen, vor Schreck den Eimer umstoßen, der Ihnen sofort auf die Zehen fällt, woraufhin Sie aufschreien, was wiederum die dumme Kuh dazu veranlaßt, Ihnen mit einem Fußtritt den Rest zu geben. Als Rinderwahnsinn modern wurde, konnte ich bloß lachen. Das Neue daran war nur, daß sie jetzt einen Namen dafür gefunden haben.
Wen Meldungen über den wahrlich beschissenen Arbeitsplatz im Kuhstall eigentlich interessieren sollen, weiß ich nicht. Der Bauer muß da rein, das ist klar, und er weiß auch, daß er eventuell mit einer Matschbirne wieder rauskommt. Aber daß Sie sich nun sagen: „Och, ich cancele wohl lieber die geplante Besichtigung in Piepenbrinks Kuhstall und mache lieber einen Kurzurlaub in Tschetschenien“, das glaube ich nicht. Übrigens – der allergefährlichste Arbeitsplatz ist natürlich auch nicht der Kuhstall, sondern Ihr Platz an der Schreibmaschine. Wo sie womöglich Witze über mad cows produzieren. Was sie bleiben lassen sollten, außer Sie schreiben in englischer Sprache und lassen sich hier nicht mehr blicken. (Sagt die eine Kuh zur anderen: „Hast du gehört? Furchtbar – sie bringen uns alle um!“ Sagt die andere: „Wieso uns? Ich bin eine Giraffe.“) Übrigens bin ich in der nächsten Zeit verreist. Fanny Müller
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen