piwik no script img

Reden vor dem Sturm

■ Harrislee wird ab heute geräumt / Vor Protesten Gespräche mit Umweltminister

Nochmal drüber reden kann ja nicht schaden, finden die Gegner der Räumung des Müll-Zwischenlagers im schleswig-holsteinischen Harrislee. Sie wollen zunächst auf die angekündigten „Protestaktionen vor Ort“ gegen den Mülltourismus von Harrislee zur Enddeponie nach Schönberg (Mecklenburg-Vorpommern), der heute beginnen soll, verzichten.

Statt dessen werde eine „Delegation der Räumungskritiker“ diese Woche mit dem grünen Umweltminister Rainder Steenblock in Kiel sprechen. Das bestätigte Siglinde Neher, Sprecherin von Bündnis 90/Grüne in Flensburg. Steenblock soll nochmals ersucht werden, alle Möglichkeiten zu prüfen, wie der zweijährige Massentransport (rund 6400 Lkw-Fahrten, eine Million Liter Dieselverbrauch) doch noch verhindert werden könne. Sollten aber auch diese Verhandlungen erfolglos bleiben, so Neher, sei mit Protestaktionen vor dem Siebrestlager in Harrislee zu rechnen.

Steenblock erklärt seit Anfang August unermüdlich, die Müll-Umlagerung sei rechtlich nicht mehr verhinderbar. Die Verträge habe er nur „geerbt“, sie entsprächen aber nicht dem abfallpolitischen Ziel regional- und ortsnaher Entsorgung. Nach den Plänen der Abfallwirtschaftsgesellschaft Schleswig-Flensburg mbH (ASF) soll heute mit der Auflösung des Zwischenlagers an der deutsch-dänischen Grenze begonnen werden. Die ASF warte jedoch auf einen endgültigen Bescheid der Landesregierung, so daß sich der Zeitpunkt verschieben könne, sagte ein Sprecher.

Schleswig-Flensburg sieht sich gegenüber den Gemeinden im Umkreis der Deponie vertragsgemäß in der Pflicht, die 1991 bis 1994 gelagerten Müllreste bis spätestens Ende Oktober 1998 wegbringen zu lassen. Im Juni wurde die Arbeitsgemeinschaft „Vertriebsgesellschaft Ihlenberg/Speditionsgesellschaft Hanseatik“ mit der Räumung beauftragt, die 35 Millionen Mark kosten wird.

Die Kritiker beanstanden, es handele sich um ein Geschäft zweier miteinander wirtschaftlich verbundener Unternehmen. lno/hh

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen