piwik no script img

Bedienstete angezeigt

■ Nigerianer soll im Abschiebegefängnis Glasmoor mißhandelt worden sein

Nicht zum ersten Mal hat der Hamburger Flüchtlingsrat von einer Mißhandlung eines Abschiebegefangenen durch Bedienstete erfahren. Und auch in diesem Fall fürchten Angehörige der Glasmoorgruppe, daß dessen Abschiebung erfolgen wird, bevor er als Zeuge vor Gericht aussagen kann.

Der Anwalt des Betroffenen hat Strafanzeige erhoben und Strafantrag gestellt gegen vier bislang unbekannte Bedienstete der Justizvollzugsanstalt Glasmoor in Norderstedt. Sie sollen den Nigerianer vor elf Tagen in dessen Zelle mehrfach geschlagen und später in einem anderen Raum weiter mißhandelt haben. Anschließend sollen dann sämtliche Zellen des Abschiebegefängnisses durchsucht worden sein.

Mittlerweile sitzt der Nigerianer im Untersuchungsgefängnis am Holstenglacis, wie auch einige andere seiner Mitgefangenen aus Glasmoor – möglicherweise Zeugen des Vorfalls, vermutet man beim Flüchtlingsrat. Die Abschiebung des Nigerianers war für heute geplant; der Termin wurde jedoch auf unbestimmte Zeit verschoben. Eine Anhörung beim Hamburger Amtsgericht soll noch in der laufenden Woche stattfinden, sagt Gunnar Eisold von der Ausländerbehörde. Ob der Zeuge während des gesamten Verfahrens von einer Abschiebung verschont bleiben wird, werde dann das Verwaltungsgericht entscheiden.

Erst im Juni war ein Zwischenfall im Abschiebegefängnis Glasmoor bekannt geworden, bei dem ein türkischer Staatsangehöriger einen Nasenbeinbruch davontrug. Nach Darstellung der Beamten soll er bei einem Sturz verletzt worden sein; ein Arzt hatte jedoch attestiert, daß die Verletzung nur durch einen Schlag verursacht worden sein könnte. Nach der Vernehmung durch eine Untersuchungsrichterin und vor einer Hauptverhandlung wurde der Zeuge Mitte Juli abgeschoben. Stefanie Winter

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen