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Nigerias Oppositionelle suchen nach der Einigkeit

■ Neuer Dachverband „Vereinigte Demokratische Front von Nigeria“ will eine Exilregierung ausrufen und mobilisiert die Nigerianer per Untergrundradio

Berlin (taz) – Nigerias Demokratiebewegung steht vor einer entscheidenden Frage. Kann sie nach wie vor auf friedlichen Widerstand gegen das Militärregime von General Sani Abacha setzen, oder soll sie zur Gewalt greifen? Um dies zu diskutieren, trafen sich nigerianische Regimegegner aus dem In- und Ausland kürzlich in Dakar, der Hauptstadt des westafrikanischen Senegal – eine Zusammenkunft, deren Teilnehmer aufgrund von nigerianischem Druck auf Senegals Regierung weder Presse noch Politiker trafen.

Hauptergebnis des Treffens war die Gründung eines Dachverbandes „United Democratic Front of Nigeria“ (UDFN), der Oppositionsgruppen in Nigeria und im Exil zusammenführen soll. Der neue Dachverband – dessen Name an die UDF anklingt, Dachverband südafrikanischer Anti-Apartheid-Gruppen in den 80er Jahren – wird von Anthony Enahoro geführt, einem Veteran der nigerianischen Unabhängigkeitsbewegung aus den 50er Jahren und langjährigem Gegner der nigerianischen Militärs. Als „ein Forum der Einigkeit, nicht der Spaltung“ bezeichnet ein Teilnehmer des Treffens die UDFN angesichts des Scheiterns bisheriger Oppositionsverbände wie beispielsweise der „Nationaldemokratischen Koalition“ (Nadeco), deren Exilführer von einigen Regimegegnern als zu kompromißbereit gegenüber der Militärjunta angesehen werden. Die UDFN lehnt das Übergangsprogramm von General Abacha strikt ab, das die Rückkehr zu einer zivilen Herrschaft unter militärischer Überwachung bis Oktober 1998 vorsieht.

Hauptaufgabe des neuen Dachverbandes wird sein, die Ausrufung einer Exilregierung unter nomineller Führung des inhaftierten Moshood Abiola vorzubereiten. Abiola gewann die letztem freien Präsidentschaftswahlen in Nigeria am 12. Juni 1993, die danach vom Militär annulliert worden waren, und sitzt im Gefängnis, seitdem er sich am ersten Jahrestag der Wahl zum Präsidenten erklärte.

Eine Priorität der Opposition ist auch die Förderung eines neuen Untergrundradiosenders, der seit Juni dieses Jahres in Nigeria zu hören ist und in Erinnerung an die ermordete Ehefrau Moshood Abiolas den Namen „Radio Kudirat“ trägt. Nach Angaben von Oppositionellen wird dieser Sender in Nigeria in 16 Sprachen ausgestrahlt und erreicht 60 Millionen Hörer. Er soll zur Mobilisierung der Bevölkerung für zukünftige Massenkampagnen der geplanten Exilregierung dienen. „Ich höre, daß der Sender Abacha schlaflose Nächte bereitet“, sagt Wole Soyinka. „Es ist eine Art psychologische Kriegführung gegen die Junta.“ D.J.

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