■ Querspalte: Hartes Match für Peter G.
Nur noch einmal schlafen, dann geht's lohoos! Die Medienmeute liegt längst im Schützengraben, der Oberschiedsrichter ist in den Talar geschlüpft. Das Tennisereignis des Jahrzehnts, die Mannheim- Open, beginnt. Erste Runde, Service Oberstaatsanwalt. Donnernde Aufschläge werden Peter Graf um die Ohren pfeifen. Und wir alle fragen uns: Kann er seinen Titel als Raffgier- und Dummbeutelweltmeister und Nummer eins der Steuerhinterziehercomputerweltrangliste verteidigen? Bei den Buchmachern ist der badische „Mark-Graf“ hoher Favorit.
Es wird ein hartes Match. Eisern hat sich der Mann mit den Millionen in der Plastiktüte („Bitte in kleinen Scheinen“) in seinem Trainingslager Hohenasperg vorbereitet. Wie sieht seine Taktik aus? Mit einer überfallartigen Netzattacke alles zugeben und mildernde Umstände geltend machen? Der kleine Autohändler, der jählings in den Geldadel aufstieg und dem die Zahlen mit den vielen Nullen auf dem Konto den Restverstand raubten. Chronifizierter Hirnlappenschwurbel durch monetäre Dauerinfektion. Unterzuckerung durch Lachshäppchenintoxikation im VIP-Raum.
Oder doch eher eine defensive Strategie spielen mit scharfem Unterschnitt, wie es Springers Märchenzeitung („Vater Graf — Sein dunkles Geheimnis“) gestern schon mal vormachte: schwere Kindheit, kränkelnde, hypernervöse Mutter, fremdgehender Vater, ständig Zoff in der Hütte. Die Eltern hauen ab, der kleine Peter bleibt ganz allein und verlassen im großen Haus zurück. Dann der Alkohol, die Tabletten, der „teuflische Kreislauf“ (Bild). Da weint der Oberschiedsrichter. Advantage Tränendrüse. Vielleicht ist das schon Spiel, Steuersatz und Sieg im Mannheimer Krieg.
Und Steffi, unsere Steffi! Wird sie als Ballmädchen mit nach Mannheim kommen? Wird ihre alte Rückenverletzung psychosomatisch aufbrechen? Wird sie wieder weinen, bevor sie sagt: „Ja gut, ich hab' zuwenig Druck gemacht.“ Spannende Mannheim-Open gewiß. Wir alle sind live dabei. Manfred Kriener
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen