Vulkan-Zukunft „äußerst fraglich“

■ Der „Sachstandsbericht“ des Senats mit Überlegungen vom Ende der Vulkan-Werft

Ein überholter Sachstand sei das, was da vom Handelsblatt berichtet worden ist, meinte gestern Bremens Finanzsenator Ulrich Nölle. Ein Blick auf den Kopf des vertraulichen Berichtes an den Senat zeigt: Da steht das, was dem Senat am 27.8. als „Dritter Sachstandsbericht“ erzählt wurde. Und was da über die Details der Bremer Vulkan-Werft zu lesen ist, bezieht sich auf den aktuellen Stand der Verhandlungen. Heute sind die Manager des letzten Vulkan Kunden Conti-Reederei in Bremen, um Antwort auf die Frage zu bekommen, wie sicher die weitere Arbeit auf dem Vulkan ist. „Vielmonatige Abstimmungsprobleme“ gebe es da, steht in der Senatsvorlage (vgl. Dokumentation Seite 30), Sicherheit gibt es also nicht, höchstens Versprechen auf Vertragsstrafen aus der Konkursmasse.

„Nach dem heutigen Erkenntnisstand ist es äußerst fraglich“, steht in dem internen Senatspapier vom 27.8., „ob es letztlich zu einer marktorientierten Lösung mit einer neuen industriellen Führung kommen kann, bei der alle Werfstandorte erhalten werden“. Daß diese Erkenntnis, die bei der Commerzbank im Sommer 1995 sich durchsetzte und zum Ende der großzügigen Banken-Kredite für den Vulkan-Verbund führte, inzwischen im Senat angekommen ist, hat handfest akute Gründe. Denn seit dem Sommer 1995 ist das Finanzrisiko Bremens in Sachen Vulkan dramatisch gewachsen. Insgesamt 358 Millionen aus Bürgschaften sind schon fällig geworden, 793 Millionen Bürgschaftsrisiken stehen nach Ablieferung der Costa 1 noch offen. Daß die Beschäftigungsgesellschaft Mypegasus mit den Senats-Zuschüssen nicht auskommen wird, steht auf einem anderen Blatt.

Im Sommer 1996 war der Bremer Senat noch bereit, den Fortbestand der Vegesackerr Werft mit halbierter Belegschaft bis April 1997 durch eine neue Bürgschaft von 133 Millionen zu sichern. Da aber hat die EU Einspruch erhoben: einen Teil des Risikos müssen Banken übernehmen, sonst gibt es keine Zustimmung aus Brüssel. Und die EU kontrolliert inzwischen sehr scharf - „vielmonatige Abstimmungsprobleme“ stehen bevor. Soviel Zeit hat aber der Vulkan nicht, sagt Geschäftsführer Glahr (vgl. Interview S. 38/39). Denn so lange wird der Konkursverwalter die Weiterbeschäftigung nicht aus der Konkursmasse mitmachen. Derzeit wird verzweifelt nach einem Käufer für den Rumpf der Costa 2 gesucht, den das Land Bremen mit 93 Millionen „verbürgt“ hat.

Auf der Vulkan-Werft steht derzeit schon das fertigen Heck des Containerfrachterrs 110, alles auf Konkursverwalter-Risiko. Nur wenn es einen Unternehmer gibt, der den Vulkan übernimmt und eigenes Geld hineinsteckt, kann das Land Bremen mit dem Segen der EU noch einmal Geld hineinstecken, nur dann hat die Werft eine Perspektive über das Jahresende hinweg. „Gelingt die Absicherung dieser Projekte nicht, ist ein weitgehender Zusammenbruch der Werftbeschäftigung in Vegesack unausweichlich“, steht in dem aktuellen Senatsbericht vom Anfang vergangener Woche.

Schräg gegenüber vom Vulkan auf der anderen Seite der Weser liegt die Lürssen-Werft, die sich die Finger nach den Fregattenauftrag für den Vulkan leckt. Lürssen und Co würden, steht in dem internen Senatsbericht, „jederzeit ohne Geltendmachung von Kosten den Bauanteil, der für die Werft in Vegesack vorgesehen war, übernehmen, wenn die Werft nicht zu Verfügung stehen würde.“ K.W.