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Kleingeistig und pingelig

■ betr.: „Die Balance zwischen Nähe und Distanz“ (Rio-Reiser-Ge denkfeier im Berliner Tempo drom), taz vom 3.9. 96

Einmal Ansager, und fünfmal Moderator! 30.000 Spekulationen = taz! Dreimal blau-gelber Zaun! Das einzige, was am Weltfriedenstag im Tempodrom blau war, heißt wohl Michael Wildenhain (... laß das Schreiben sein ...)

Der Moderator hieß übrigens Corny Littmann vom Schmidt- Theater in St. Pauli (Stadtteil von Hamburg), eine Kulturinstitution ähnlich populär wie das Tempodrom, und Bier und Ordner gibt es auch dort. Soweit zum ersten und letzten Drittel des M.-W.-Gelalles.

Über die Einmaligkeit der kommerzfreien Rio-Reiser-Gedenkveranstaltung, die von Familie und Freunden kurzfristig organisiert wurde und in der Ost- und West- Kulturschaffende fast gleichermaßen vorkamen, ist nichts zu lesen. Dies gilt auch für die Anwesenden, die unterschiedlichste Erfahrungen, Erinnerungen und Gefühle zu Rio Reisers Lebenswerk haben. Scherben im Knast zu hören, ist und war etwas anderes als die bezugslosen „Ich hatte auch mal 'ne Platte... Schätzungsweise und ich glaube ...“ des M.W.

„Es gibt keine Regel heute abend, es kann laut oder leise, tränenreich oder fröhlich werden“, sagte Corny Littmann, und genauso tolerant und schön und würdig war es auch.

Die taz hat es nicht geschafft, die Vielfältigkeit, das Wirken und die Einflußnahme Rios ernst zu nehmen oder sogar zu dokumentieren. Es kostet alle Kraft der Medienindustrie zu trotzen und dabei auch noch Liebe und Hoffnung zu geben. Die Scherben und Rio Reiser im besonderen, taten dies... J. Ahrenberg, L. Ensslin,

J. C. Wartenberg, ART-O

[...] Als indirekt Beteiligter – ich fütterte „den Moderator“ mit Infos –, aber auch als Kollege und ehemaliger taz-Mitarbeiter, frage ich mich, welcher Teufel Euch eigentlich geritten hat, über diese Gedenkfeier für den wohl wichtigsten deutschen Rock-Musiker so zynisch zu berichten. Da bemühten sich Veranstalter, Familienangehörige, Freunde und Künstler, Rios Lebenswerk gerecht zu werden und ein möglichst genaues Bild von ihm zu zeichnen, all seine Widersprüche, Facetten und seine Tragik aufzuzeigen – und dann mißbraucht Euer Mitarbeiter diesen Konzertbericht um kleingeistig und pingelig „den Moderator“ anzumachen. Wähnte er sich auf dem Münchner Oktoberfest? Hatte er Bohnen in den Ohren und Tomaten auf den Augen? Oder hat er einfach nur Stroh im Kopf?

[...] Woher nehmt Ihr eigentlich noch Eure Existenzberechtigung, wenn selbst die Springer-Presse über den Tod Rios Reisers angemessener, fairer und faktenreicher berichtet? Hollow Skai

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