: „Leider leere Automaten“
■ Drogen im Knast: Widerstand gegen Pläne des Justizsenators angekündigt
Der Protest kommt prompt: Vielversprechende Reformen für die Drogenpolitik im Knast hatte Justizsenator Klaus Hardrath am 6. April angekündigt (taz berichtete) – und sich vorsorglich auf den Widerstand der Gefängnisverwalter bei der Umsetzung gefaßt gemacht. Zu recht: Angeblich „geschlossen“ lehnt der Landesverband Hamburgischer Strafvollzugsbediensteter Hardrahts Pläne ab, in Gefängnissen Automaten zum Tausch von sterilen Einwegspritzen für drogenabhängige Häftlinge aufzustellen.
Gegenüber der „Welt am Sonntag“ kündigte der Landesverbandsvorsitzende Wolfhard Ploog Entschlossenheit an: „Wir werden bei den Automaten nicht mitmachen.“ Solange die AufseherInnen verpflichtet seien, BesucherInnen und Insassen zu kontrollieren und gefundenen Stoff sicherzustellen, würden die KollegInnen keine Spritzen an Häftlinge ausgeben. Auch einen freien Zugang der Insassen zu den Spritzen beurteilt der Verband skeptisch: Es könnte sein, daß die „Automaten dann leider immer leer“ seien.
Die geplante Wende in der Drogenpolitik geht auf die Empfehlungen einer im vorigen Sommer eingesetzten Kommission zurück, die Anfang April Vorschläge zur Verbesserung des Gesundheitsschutzes der Gefangenen vorlegte. Von den mehr als 2900 Hamburger Strafgefangenen ist rund ein Fünftel drogenabhängig, nochmal soviele gelten als drogenanfällig. Nur 88 Personen können an einer Me-thadon-Therapie teilnehmen.
Dennoch hält die Gewerkschaft der Strafvollzugsbediensteten Hardrahts Vorschläge für „in der Konsequenz unverantwortlich.“ Wenn die Automaten erst da seien, sinke die Hemmschwelle zum Spritzen. Es sei unzumutbar, den Bediensteten die Verantwortung zu übertragen, wenn sich Häftlinge „einen goldenen Schuß setzen.“ Auch die Sicherheit in den Anstalten sei angesichts des Stellenmangels nicht mehr gewährleistet. hh
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