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Skip-Shot in den Papierkorb

■ Frisbee-Golf: Eine neuer Freizeitsport im Stadtpark Von Kai Mierow

Knut A. Karlsson steht hochkonzentriert an der neunten Bahn. Im dritten Versuch schleudert er den Frisbee aus gut 20 Metern in den Eisenkorb. Zufrieden reckt der Schwede die Arme und bedankt sich artig bei den Fans – soeben hat der 30jährige Lehrer aus Malmö die neunten Hamburger Frisbee-Open gewonnen. Sein Siegerpreis: ein Mountainbike.

Auch der Oberbayer und deutsche Rekordhalter im Frisbee-Weitwurf (178 Meter) Chris Voigt wußte zu gefallen: Mit einem sogenannten Skip-Shot, einem Aufsetzer-Wurf, bugsierte er die Scheibe durch ein Dickicht hindurch nahe an den Korb. Mit einem Birdie – ein Wurf weniger als gefordert – beendete er die siebente Bahn.

Frisbee-Golf ist dem traditionellen Ball-Golf nachempfunden. Auch hier heißt es, mit möglichst wenig Würfen die Scheibe ins Ziel zu bringen; auch hier sind drive, approach und put, sprich: Abwurf, Annäherung und Einlochen, die grundlegenden Wurftechniken. Im Gegensatz zum eher exklusiven Rasen-Golf ist der Frisbee fast überall spielbar: Man benötigt dazu weder Ausrüstung noch Parcours, nur etwas Phantasie. Als Ziel kann alles dienen: Papierkörbe, Laternenpfähle oder Bäume. „Und wenn zuviele Spaziergänger oder Hunde, die gern mal Scheiben zerbeißen, im Park sind, gehen wir eben in die City Nord und spielen in den Häuserschluchten“, erzählt der Hamburger Meister Frank Buchholz.

Auch beim Frisbee-Golf finden sich Ansätze heutiger, auf Individualismus bedachter Jugendkultur: Weder Geld noch Team noch spezielles Terrain sind notwendig, viele der Spieler – eine Frau war diesmal nicht am Start – zeichnen sich durch wohldosierte Hipness aus: Baseballkappen oder Anglerkäppies, eben der aus Amerika importierte Jugendkulturschick.

In Deutschland stößt diese Sportart bisher auf wenig Resonanz: Nur ein paar Hundert Menschen betreiben diesen Sport, in Hamburg sind es gerade mal fünf. Lediglich in Berlin und in Deutschlands Frisbee-Golf-Hochburg Weilheim (bei München) existieren feste Parcours, erklärt Gregor Marter vom Sportverein St. Georg, dem Veranstalter des Turniers am Wochenende. Kein Wunder, daß die Skandinavier dominierten: Von fünf Finalisten kamen allein vier aus Schweden.

Ganz anders die Situation in den Staaten: Hier sind schätzungsweise 450.000 Spieler organisiert, etwa zehn von ihnen können von Sponsorengeldern und Preisgeldern leben. Wichtige Turniere werden vom Fernsehen live übertragen. Auch gibt es bereits Frisbee-Golf-Legenden wie den Kalifornier Crazy John Brooks, der bei jedem Wurf ein fulminantes Drapuhio (drive-approach-put-hole-in-one) ausstößt. Aber bis dahin ist es hierzulande noch ein weiter Weg: Schließlich heißt der Zusammenschluß hiesiger Frisbee-Golfer noch immer Deutscher Flugscheibenverband.

Die Frisbee-Golfer des Sportvereins St. Georg trainieren jeden Mittwoch ab 18 Uhr im Stadtpark. Wo, weiß Gregor Marter,

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