: Die Irritation hält an
■ Der 1. FC Köln siegt mit 4:0 gegen Mönchengladbach und weiß nicht wieso
Köln (taz) – Nach dem Spiel fackelte draußen vor dem Müngersdorfer Stadion ganz beschaulich eine Imbißbude ab. Daneben stand ein Polizist, der auch nicht wußte, ob da nun jemand Feuer gelegt oder sich das Ding von selbst in Brand gesetzt hatte. Seine Verwirrung entsprach ziemlich genau der der 43.000 Zuschauer, die an diesem Nachmittag ein wirklich nett- absurdes Spiel gesehen hatten.
Und die Irritation hielt an. Denn die 90 Minuten warfen Fragen nach der Art des Gewinnens auf. Allerdings nicht die Frage nach Gerechtigkeit. Denn die gibt es im Fußball nicht, sonst müßte ein Verein wie der 1. FC Köln (mit Rücksicht auf mich und alle anderen FC-Anhänger) schon aus Menschenrechtsgründen immer Meister, Pokalsieger und Weltpokalsieger werden. Das Schöne am Fußball ist dann gerade die zeitlich begrenzte Anwesenheit von Gerechtigkeit. Wozu man dann auch einfach Glück sagen kann.
So gewann die „Durchschnittsmannschaft 1. FC Köln“ (1 FC- Coach Peter Neururer) mit 4:0 gegen den das Match dominierenden Gast. „Die Gladbacher haben das Spiel beherrscht, aber nicht den Gegner“, entfiel es der Neururer- Logik, die wieder mal leger unter dem Schnauz hervorkam. Er versuchte wohl nur seine diebische Freude zu verbrämen, die jeder etwas ältere FC-Fan (also eben auch Neururer selbst) an einem solchen Nachmittag empfindet – so mies die Mannschaft auch gewesen war. Keine Bilanz ist schlechter als die zu Hause gegen Gladbach, und dann wird die jahrelange Schmach ausgerechnet im durchgeschossensten Spiel, an das du dich erinnern kannst, vergessen gemacht. Und du hast sie mit ihrer ureigensten Waffe geschlagen, dem Konterfußball (trotz Toni Polster).
Es sind solche Nachmittage, an denen man für einen kurzen Moment ein Gefühl von Ewigkeit bekommt, das einem kein Privatsender und keine Coca-Cola-Werbekampagne dieser Welt wird nehmen können. Wann werdet ihr endlich merken, daß man Fußball nicht essen kann! Thomas Lötz
Mönchengladbach: Kamps - Schneider, Fournier, Andersson, Neun - Paßlack, Hochstätter (67. Wynhoff), Nielsen, Lupescu (46. Villa) - Juskowiak (67. Pettersson), Effenberg
Zuschauer: 43.000
Tore: 1:0 Oliseh (30.), 2:0 Munteanu (43.), 3:0 Vladoiu (61.), 4:0 Polster (87.)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen