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Unterm Strich

Mit einer Rede des Bundespräsidenten hat gestern in München der 41. Deutsche Historikertag begonnen. Das viertägige Treffen, zu dem rund 3.000 Teilnehmer erwartet werden, steht unter dem Motto „Geschichte als Argument“. Die Themen der 200 Vorträge reichen von der Antike bis zur Nachkriegszeit, wobei kein Wort über Daniel Goldhagens umstrittenes Holocaust-Buch „Hitlers willige Vollstrecker“ fallen soll. Was der Historiker Eberhard Jäckel ausdrücklich begrüßt. Die Studie des amerikanischen Politologen verdiene „keine Erörterung“, in- und ausländische Fachleute hätten das Buch „nahezu übereinstimmend als wissenschaftlich ungenügend beurteilt“.

Der Schriftsteller Otto Heuschele ist am Montag im Alter von 96 Jahren in Waiblingen gestorben. Seit den 20er Jahren veröffentlichte er Gedichte, Romane, Erzählungen und Essays und war Mitglied des PEN- Zentrums und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt. 1970 verlieh ihm das Land Baden-Württemberg den Professorentitel. Bekannt wurde Heuschele vor allem mit den Erzählbänden „Ins neue Leben“ (1950) und „Musik durchbricht die Nacht“ (1956). 1985 erschien sein Erinnerungsband „Begegnungen und Fügungen“.

Noch mal zurück zur Kunst, speziell der Kunst in Köln: Der Kölner Aktionskünstler HA Schult hat für Oktober eine Aktion entlang des Rheins angekündigt. In Zusammenarbeit mit dem Landschaftsverband Rheinland will er in Bonn, Köln, Leverkusen, Düsseldorf, Duisburg und Xanten sechs Bild-Tableaus aufstellen. In Bonn denkt er dabei passenderweise an eine „Mauer aus Worten“ vor dem Bundestag, in Köln soll vor dem Altstadtpanorama ein zehn Meter hoher Globus aufgestellt werden, auf dem ein einsamer Mensch herumirrt.

Für den Nachlaß des amerikanischen Filmschauspielers Yul Brynner (1915–1985) haben in- und ausländische Fans am Montag abend in Paris fast 4,2 Millionen Francs hingelegt. Das sind umgerechnet etwa 1,24 Millionen Mark für insgesamt 250 Kostüme, persönliche Gebrauchsgegenstände sowie Möbel und Bilder aus Brynners Landhaus in der Normandie. „Die erste ausländische Memorabilia-Versteigerung in Paris war ein außerordentlicher Erfolg“, freute sich der Auktionator Jacques Tajan verständlicherweise. Er bedauerte aber, daß „mit viel Sentiment beladene“ Stücke ins Ausland gingen. Der Schätzwert wurde von den begeisterten Sammlern bei vielen Objekten weit überboten. So bezahlte ein Texaner für den auf etwa 1.500 Mark geschätzten mystischen Hut aus „The magnificent seven“ von John Sturges umgerechnet immerhin 21.000 Mark. Und ein Japaner kaufte gleich alle Bilder Brynners und erwarb damit auch Landschaften oder Stilleben des mit dem Schauspieler befreundeten französischen Malers Jean Jansem zum vielfachen Marktwert.

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