: 6,9 Prozent für Löw
Nach dem 2:0 gegen den KSC geht der VfB-Trainer frohgemut in die Vertragsverhandlungen ■ Aus Karlsruhe Hartmut Metz
Den Schwaben, ausgerechnet den Schwaben mußte Winfried Schäfer mit leiser Stimme attestieren, daß ihr 2:0-Erfolg durchaus verdient war. Normalerweise heizt der Karlsruher Fußballehrer die Stimmung von Derbys gegen den VfB Stuttgart vollmundig an, gedenkt zu beweisen, daß die Badener die Nummer eins im „Ländle“ sind. Doch angesichts der Personalmisere ahnte Schäfer diesmal schon vorher den dritten Fehlschlag in Folge gegen den neuen Tabellenführer aus Stuttgart.
Nach dem 17. KSC-Pflichtspiel in der noch jungen Saison, die mit Verletzungen und Sperren von insgesamt sieben Karlsruher Stammkräften ihren Tribut forderte, wirkten die Trainer wie zuvor ihre Mannschaften: Energiebündel Schäfer ungewohnt ausgelaugt und schlapp, sein Stuttgarter Pendant Joachim Löw geradezu aufreizend locker und frisch. Der Noch-Interimscoach hatte auch allen Grund dazu. Durch den glatten Erfolg beim Erzfeind dürfte er auch die letzten 6,9 Prozent der VfB- Anhänger, die laut einer Umfrage bisher an seiner Qualifikation für den Cheftrainerposten zweifelten, überzeugt haben.
Der Vertrag sei jetzt lediglich noch „Formsache“, erklärte Löw und sah sich nach dem fünften Saisonsieg im sechsten Spiel und 17:2 Toren gar in der Position, seine „Vorstellungen“ mit in die Verhandlungen einbringen zu können. Da dem 36jährigen noch ein Schein zur Trainerlizenz fehlt, ist ihm die Bezeichnung seines künftigen Postens ziemlich egal. „Solange wir gewinnen.“ Und zum Thema Gehalt in Fringers Dimensionen ulkte der Südbadener an alter Wirkungsstätte (24 Bundesligaeinsätze und zwei Tore für den KSC): „Nein, das habe ich noch nicht!“, wobei er das „noch“ durchaus geschickt betonte.
So viel Frohsinn schlug Schäfer naturgemäß aufs Gemüt. Der Mann, der sich sonst allzugerne im Lichte des „Talenteförderers“ sonnt, schob einem seiner Jüngsten den Schwarzen Peter zu. „Egal, ob einer 18, 20 oder 23 ist, dafür gibt es keine Entschuldigung“, kreidete der KSC-Trainer Markus Schroth das 0:1 in der elften Minute an. „Als er sich nach Legats Freistoß umdrehte und seinen Gegenspieler Thomas Berthold gefunden hatte, lag der Ball schon im Netz“, ärgerte sich der Coach vor allem deswegen über den 21jährigen, weil der in einer Partie zuvor noch einen Stammplatz gefordert und über seine „Auswechslung gemeckert“ hatte.
Der U 21-Nationalspieler nahm das Kopfballtor großzügig auf seine Kappe. „Ich stand zu weit von Berthold entfernt“, gab er zu, um schließlich optimistisch zu verkünden, die „drei verlorenen Punkte in München wettmachen“ zu wollen. Eine Hoffnung, die Schäfer nicht teilte. Allzu gerne schlägt dieser den „großen Bayern“ wie beim 4:1 im Vorjahr und dem 1:0 die Saison zuvor ein Schnippchen, diesmal jedoch hat er die Begegnung schon abgehakt. „Das UEFA-Cup-Spiel gegen Bukarest am Dienstag ist wichtiger“, befand der Karlsruher, nachdem Thomas Ritter seine Personalsorgen zuvor vergrößert hatte.
Der Manndecker sah in der 79. Minute die rote Karte, nachdem ihn sein kaum zu bremsender Widerpart Giovane Elber, Torschütze zum 2:0 (86.), schwindelig gespielt hatte. Der KSC will schon deshalb einen Abwehrspieler verpflichten. „Bis München reicht es aber nicht mehr, weil die Transferliste für die Woche geschlossen ist“, bedauerte Schäfer.
VfB Stuttgart: Wohlfahrt - Berthold, Verlaat, Schäfer - Hagner (81. Herzog), Soldo, Balakow (11. Haber), Poschner, Legat - Elber (88. Gilewicz), Bobic
Zuschauer: 33.500; Tore: 0:1 Berthold (11.), 0:2 Elber (86.)
Rote Karte: Ritter (79.) wegen Foulspiels
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