■ SURFBRETT
: Streng geheime offene Tür

Wer ist die NSA und was genau treibt sie? Schon diese Frage war bislang verdächtig, eigentlich war es gar nicht erlaubt, diese drei Buchstaben zu kennen. Nun gut, man durfte sie schon kennen, und sogar gebrauchen, was der NSA keineswegs entging, nur der Gedanke an ihre mögliche Bedeutung war – nun ja, auch nicht direkt verboten, aber ein Fall für die NSA. Sie verbietet nichts, weiß aber alles. In Bayern betreibt sie, soweit bekannt (psst!), die größte Abhöranlage Europas. Was sie trotzdem nicht weiß, ist noch geheimer als das, was sie weiß, und ob es etwas gibt, das sie nicht weiß, ist wieder eine dieser unerlaubten Fragen.

Aber es geschehen Zeichen und Wunder. Auch die „National Security Agency“, wie man gutunterrichteten Quellen zufolge die drei Buchstaben deuten darf, hat eine eigene Website eingerichtet, sogar leicht zu entziffern als „http://www.nsa.gov:8080“. Habe ich „entziffern“ gesagt? Please cancel. Entziffern ist offiziell die Hauptaufgabe der NSA, die 1952 gegründet wurde, um, mit den Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs gewappnet, den Kalten Krieg der Geheimdienste zu führen. Geheimdienste tun nichts anders als Redaktionen, sie recherchieren Fakten und Gerüchte über Personen, nur verschlüsseln sie nachher ihre Berichte. Seit es die NSA gibt, ist auch das überflüssig, denn sie hat bisher noch jeden Code geknackt, wahrscheinlich auch das Pretty Good Privacy-System, das mißtrauische Leute für ihre elektronischen Briefe verwenden. Ob es tatsächlich so ist, gehört zu den geheimsten Geheimnissen der NSA.

Ein Menü-Punkt der Homepage verspricht Informationen zum „Open Door“- Projekt. Über eine Million geheimer Dokumente hat die NSA dem amerikanischen Nationalarchiv zur Verfügung gestellt – wenigstens eine Liste der Titel ist hier einsehbar, die meisten stammen aus dem Zweiten Weltkrieg. Die definitiv ausrangierten Verschlüsselungsmaschinen, zum Beispiel die „Enigma“ oder auch ein einzelner Cray Supercomputer, stehen im Onlinemuseum. Was ist schon ein einzelner Cray? In den Bunkern der NSA stehen mehrere davon. Sie überwachen den Telefonverkehr amerikanischer Bürger mit dem Ausland. Weil amerikanische Bürger aber auch in Amerika Telefonnetze mit Anschlüssen ans Ausland benutzen, überwachen sie auch die Inlandsgespräche. Und weil Ausländer auf Telefonnetzen telefonieren, die auch amerikanische Bürger benutzen könnten, überwachen sie der Einfachheit halber sämtliche Telefonnetze. niklaus@taz.de