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Unterm Strich

Der Abbé Pierre, Sie erinnern sich, jener französische Armenpriester, der in die Schlagzeilen geraten war, nachdem er seinem Freund, dem Philosophen Roger Garaudy, mit der Meinung zur Seite gesprungen war, Zweifel an der Ermordung von sechs Millionen Juden dürften nicht tabu sein, hat eine CD gemacht. Sie trägt den Titel „Die Große Vergebung“ und wurde mit der Gruppe Planet Generation eingespielt. Die Texte stammen von Dee-Nasty, dem „Vater“ des HipHop in Frankreich, dem US-Autor und Komponisten King sowie vom Abbé selbst, dem „der Gedanke, daß man mich für einen Antisemiten hält“, „unerträglich“ ist. In diesem Sinne offenbar die Verbalstrecken der CD. Tourpläne von Abbé Pierre und dem Rehabilitation Orchestra blieben bislang unbestätigt.

Kein Mapplethorpe für Kinder und Jugendliche. Eine Ausstellung mit Werken des Fotografen, die am Donnerstag in der Londoner Hayward Galerie begann, bleibt Jugendlichen unter 18 ohne Begleitung der Eltern

mit der Begründung verschlossen, es handele sich um eindeutige sexuelle Abbildungen. Die Hayward-Galerie gab mit der Entscheidung wachsendem öffentlichem Druck nach. Schon zuvor hatte sie drei Werke aus der Ausstellung entfernt, darunter das angeblich pornographische Bild eines kleinen Mädchens.

Michael Jackson ist am Mittwoch abend in Warschau von Staatspräsident Kwasniewski und seiner Frau Jolanta empfangen worden. Nach seiner Ankunft ließ Jackson sich in seiner Phantasiemilitäruniform mit Kindern in polnischen Trachten fotografieren, bevor er in einem Plattenladen Autogramme gab und CDs mit seiner eigenen Musik drauf kaufte. Nach dem Konzert heute abend wird es u.a. nach Tunis weitergehen, dessen Fremdenverkehrsamt uns per Fax von dem Ereignis informiert und mit der Wendung schließt: „Wir sind der Meinung, daß diese Mitteilung für Sie als Presseträger besonders interessant ist, da es sich um ein großes musikalisches Ereignis in Tunesien – der schönsten Seite des Mittelmeers – handelt.“

Besonders interessant für uns als Presseträger und Sie als Besserverdienende mag auch sein, daß die Grünen eine Verbesserung des Stiftungsrechts in Deutschland erreichen wollen. Mehr privates Geld soll nach amerikanischem Vorbild für die Kultur mobilisiert werden, so der Tenor eines Vortrags, den Antje Vollmer am Mittwoch im Rahmen einer Anhörung „Demokratisches Mäzenatentum“ in Bonn hielt. Jährlich würden in Deutschland 50 Milliarden Mark für Kultursponsoring ausgegeben, für Kultur stünden dagegen lediglich 500 Millionen Mark zur Verfügung. Die Regierungskoalition habe es bei Ankündigungen belassen. Ziel einer neuen Kulturpolitik müsse es sein, so Vollmer in Einklang mit Parteikollege Albert Schmidt, rasch privates Vermögen für Stiftungen zu gewinnen (Fund Raising). Der mündige Finanzier und Staatsbürger sei gefragt, der Staat selber dürfe aber auch wieder nicht aus der Pflicht entlassen werden.

„In allen Bereichen über Innovation nachgedacht werden“ soll auch in Magdeburg, so jedenfalls der dortige Kulturbeigeordnete Rüdiger Koch. 100 Millionen Mark weniger vom Land erhält die Landeshauptstadt im kommenden Jahr. In diesem Sinne faßt man in Magdeburg ins Auge, etwa das Schauspiel am Theater der Landeshauptstadt oder aber die Freien Kammerspiele einzusparen. Das Kabarett „Kugelblitze“ soll als eine der Sparten des Theaters der Landeshauptstadt mit demselben fusionieren. Ende des Monats wird der Stadtrat entscheiden.

Harald Juhnke greift nach den Sternen: Er liebäugelt mit Auftritten in Las Vegas. „Ob das eine Show wird, oder ob ich mich da mit Leuten aus dem deutschen Sprachraum unterhalte, wissen wir nicht“, meinte Juhnke am Mittwoch auf einer PK, „aber ,Juhnke und Las Vegas‘, da sind sie dran“.

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