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Tempelhof noch lange nicht zu

■ CDU versucht Beschluß umzudeuten, daß Stadtflughäfen zugunsten von Schönefeld geschlossen werden sollen

Berliner und Bonner CDU- Verkehrspolitiker versuchen die geplante Schließung der Flughäfen Tegel und Tempelhof auf den Sankt-Nimmerleins-Tag zu verschieben. Demnach könnte auch nach dem Ausbau von Schönefeld zum Großflughafen zumindest einer der beiden innerstädtischen Flughäfen für besonders eilige Geschäftsleute und Investoren als Privatflugplatz erhalten bleiben.

Während einer Diskussionsrunde in Neukölln hatte Bundesverkehrsminister Matthis Wissmann noch „Klärungsbedarf“ hinsichtlich der zukünftigen Nutzung der Flughäfen Tempelhof und Tegel gesehen. Der Bonner Minister sprach sich dafür aus, eine längerfristige Option für Tegel beziehungsweise Tempelhof als Flugplatz für Privatflieger zu prüfen. SPD-Fraktionschef Klaus Böger kritisierte daraufhin die Äußerungen Wissmanns als „törichtes Gerede“. Die SPD werde sich „nicht hinters Licht führen lassen“. Schließlich sei die Entscheidung für Schönefeld unter der Voraussetzung zustande gekommen, daß Tempelhof geschlossen werde, sobald es für Schönefeld einen rechtskräftigen Planfeststellungbeschluß gibt. Tegel soll geschlossen werden, wenn in Schönefeld eine neue Startbahn eröffnet worden ist. Brandenburgs Ministerpräsident Stolpe meldete gestern „dringenden Gesprächsbedarf“ bei Bonns Verkehrsminister Matthias Wissmann an.

Der Senat ließ verlauten, daß es dabei bleiben solle, daß die beiden innerstädtischen Verkehrsflughäfen geschlossen werden und Schönefeld ein „Single-Standort“ wird. Das Bonner Verkehrsministerium erklärte daraufhin, daß Wissmann nur die „Zwischenzustände“ bis zur vollständigen Umsetzung des Flughafensbeschlusses untersuchen wolle.

Die Erklärungen des Senats und des Verkehrsministerium lassen jedoch offen, was von Berliner CDU-Polikern gefordert wird: einen City-Flughafen für Privatflieger auch nach dem Ausbau Schönefelds offenzuhalten. Schließlich, so die spitzfindige Unterscheidung des verkehrspolitischen Sprechers der CDU, Alexander Kaczmarek, sei Tempelhof kein „Verkehrsflughafen“, wenn ihn nur Geschäftsleute mit ihren Privatjets benützten. Es sei zumindest zu überlegen, ob man nicht Tempelhof oder Tegel als Flugplatz für diese Zielgruppe offenhalten sollte. Er halte Tempelhof für den geeigneteren Standort, erklärte Kaczmarek gegenüber der taz. Christian Meseth

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