: Mehr Anzeigenerlöse für mehr Qualität
■ Das zweite wirtschaftliche Standbein der taz: Trotz erfreulicher Zuwachsraten ist beim Anzeigengeschäft der Durchbruch bislang noch nicht gelungen
Die taz steht da wie ein Berghuhn am Steilhang: 83 Prozent Vertriebserlöse und 17 Prozent Anzeigenerlöse kennzeichnen eine Schieflage, die dringend der Korrektur bedarf, will die taz nicht ständig ihre Leserinnen und Leser zum Verlustausgleich anhalten.
Dazu wird die taz mehr Werbung drucken: von Privatsendern, Autoherstellern, Energieversorgern. Die taz übt auch bei Anzeigen keine Zensur aus. Im Gegenteil, sie grenzt nicht bestimmte Kunden aus, die sie für politisch nicht korrekt hält und verleiht damit den anderen eine Unbedenklichkeitsbescheinigung.
Wir wissen aus den Forschungsergebnissen jener Institute, die die Leserprofile aller Zeitungen prüfen, daß taz-KäuferInnen außergewöhnlich mobil, kulturinteressiert und auch dem fröhlichen Konsum nicht abgeneigt sind. Letzeres trifft nicht etwa nur auf Öko-Kühlschränke und Fahrräder zu, sondern durchaus auch auf den Kaufwunsch von Mittelklasseautos, eines hochwertigen Computers oder der Planung eines Direktbankkontos. taz-LeserInnen sind nicht nur normal, sie liegen in Ihren Investitionswünschen sogar weit über dem Bevölkerungsdurchschnitt.
Die taz entwickelt sich – mit ihren LeserInnen
„The times they are a'changin'“, titelte eine Studentin für eine Werbekampagne der taz und meinte damit nicht nur die Zeitung, sondern auch die Menschen, die dafür sorgen, daß es die taz geschafft hat, sich als überregionale Zeitung in der deutschen Presselandschaft zu etablieren. Die taz hat sich weiterentwickelt, inhaltlich und handwerklich – und mit ihr ihr größtes Kapital, ihre LeserInnen. Viele von ihnen sitzen mittlerweile auf gutdotierten Stühlen, ob als Professor, Rechtsanwältin oder Unternehmensberater.
Wenn wir uns die Einkommensstruktur ansehen, ist schnell klar, daß auch hier gebaut, verreist und Geld angelegt wird. Und viele der Jüngeren werden in wenigen Jahren ebenfalls gut verdienen und zu den EntscheiderInnen in unserer Republik gehören.
Alfred Platow, Geschäftsführer der Versiko AG und langjähriger Anzeigenkunde, bestätigt die hervorragende Resonanz bei der taz- Leserschaft in den Bereichen Geldanlage und Vermögensberatung. Er ist so sehr von der Leserschaft der taz überzeugt, daß er mehrere Firmen erfolgreich aufforderte, in der taz zu inserieren. Das Resultat sehen Sie in dieser Ausgabe – und die Inserenten einige Tage später im Posteingang.
Warum sind trotz der interessanten Leserschaft noch so wenig Anzeigen in der taz? Zunächst einmal verfügt die taz nicht über die Gelder, üppige Marketingkampagnen zu konzipieren und muß damit leben, daß viele Informationen durch Presseberichte und Mund- propaganda erfolgen.
Am schwersten wiegt das Imageproblem
Das führt dazu, daß viele Fehleinschätzungen und Vorurteile über die taz durch die Lande geistern. Und natürlich haben wir auch nicht den gigantischen Vertriebsapparat der Großverlage. Was aber am schwersten wiegt, ist das Imageproblem der taz. Immer noch denken viele Agenturen, wir wären eine Berliner Lokalzeitung, und vor allem glauben viele Kunden, taz-LeserInnen wären Konsumverweigerer. Wir können belegen, daß dem nicht so ist, brauchen dafür aber Zeit und viel Energie.
Die Unabhängigkeit von Großverlagen hat Vorteile, aber auch ihren Preis. Der ist in sämtlichen Marketingbereichen sehr hoch. Und trotzdem hat es die taz geschafft, immer mehr Abonnements per Träger zu beliefern, an immer mehr Kiosken Präsenz zu zeigen, technisch up to date zu sein. In den letzten Monaten haben auch die Bemühungen im Anzeigengeschäft begonnen sich auszuzahlen. Unser Team im Anzeigenverkauf – so klein es auch ist – hat gute Erfolge vorzuweisen: Wir liegen mit Steigerungsraten von 18 Prozent bei den gestalteten Anzeigen auf einem Spitzenplatz unter den Tageszeitungen und sind sicher, daß es noch große unerschlossene Potentiale gibt. Diese zu nutzen wird in den nächsten Monaten unsere Aufgabe sein. Eines ist aber jetzt schon sicher: Die taz will Anzeigen! Ihre Unabhängigkeit wird sie dadurch nicht einbüßen. Eher wird sie ihre Position als kritische Stimme in der Presselandschaft festigen können. Gerd Thomas, Anzeigenleiter
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