Radwege zu Parkplätzen

■ „Stadtökologie“ in Walle: RadfahrerInnen automatisch durch Tempo-30-Schilder geschützt

telle ein Tempo-30-Schild auf, und schon hast du alle RadfahrerInnen vor der Gefahr durch die motorisierten VerkehrsteilnehmerInnen geschützt. Nach dieser Philosophie wurde jetzt in der Vegesacker Straße in Walle ein Radweg in Parkplätze konvertiert. Die RadfahrerInnen werden kurzerhand auf die Straße verbannt.

Der Beirat Walle hatte beschlossen, daß endlich eine Tempo-30-Zone im Westend eingerichtet werden sollte. Doch in diesem Beschluß ist lediglich die „Bestandhaltung aller baulich bereits rot angelegten Radwege“ festgelegt – dumm nur, daß der Radweg in der Vegesacker Straße ein vom Gehweg abgetrennter, schwarzer Streifen war. So fiel der intakte Radweg einer neuen, schräg versetzten Parkordnung zum Opfer, womit mehr Parkraum für Autos geschaffen wurde.

Trotz nun rückwärts ausparkender Kraftfahrzeuge und eines regen Verkehrsaufkommens diene diese Neuregelung der „Verkehrssicherheit der Radfahrer“. Das zumindest meint Hartmut Spiesecke, der Sprecher des Bausenators. Die belebte Einkaufsstraße sei seit einiger Zeit als Tempo-30-Zone ausgewiesen, darum könnten sich die RadfahrerInnen nun getrost unter die Autos mischen – auch wenn sich zugegebenermaßen wenige AutofahrerInnen an die Geschwindigkeitsbeschränkung halten.

Argumentative Schützenhilfe bekommen Beirat und Bausenator durch den Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). Schließlich seien die RadfahrerInnen auf der Straße für den Kraftverkehr besser sichtbar und damit sicherer, heißt es aus der Bremer ADFC-Zentrale. Klaus-Peter Land, ADFC-Mitarbeiter für den Bereich Verkehrsplanung und Verkehrspolitik, muß jedoch zugeben, daß die Veränderungen in der Vegesacker Straße nicht völlig den Vorstellungen des ADFC entsprächen. Aber der politische Wille, die Verkehrsbedingungen für Radfahrer zu Lasten des Kfz-Verkehrs zu verbessern, sei in Bremen eben eher „mager“. So wird es aus Kostengründen keine Poller oder Ausbuchtungen des Gehweges zur Durchsetzung der Tempo-30-Zone geben. Man habe ja schon eine „optische Verengung“ der Durchgangsstraße durch die jetzt halb auf dem ehemaligen Radweg dicht an dicht parkenden Fahrzeuge geschaffen, erklärt Klaus Hinte, Leiter der Straßenverkehrsbehörde. Gute Lösungen wie zum Beispiel in der Humboldtstraße, wo die Autos um Baumnasen Slalom fahren müssen, seien laut Hinte eine Ausnahmeregelung in Tempo-30-Zonen. Die gebe es immer dann, wenn der schlechte Straßenbelag den RadfahrerInnen nicht zugemutet werden könne.

Zwar sieht auch Klaus Hinte ein größeres Risiko für RadfahrerInnen – zum Beispiel durch rückwärts ausparkende Autos – jedoch sei schließlich jede VelobenutzerIn ein „instinktbegabtes Wesen“, das in gefährlichen Verkehrssituationen intuitiv vorsichtiger fahren würde.

Bleibt nur noch die Hoffnung auf die instinktiven Bremsfähigkeiten der AutofahrerInnen. vio