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„So was tut weh“

■ Heinrich Lummer über Rattays Tod

Das CDU-Mitglied im Bundestag war 1981 Innensenator.

taz: Ihre Pressekonferenz direkt nach der Räumung in der Bülowstraße 89 empfanden die Besetzer als Provokation.

Lummer: Ich wollte unbemerkt in das Haus, aber ich wurde erkannt. Es waren Journalisten da, so ergab sich eine Situation, die einer Pressekonferenz ähnlich war. Die Absicht war nur, eines der geräumten Häuser zu sehen, weil sofort die Bauarbeiter kamen. Ich wollte sehen, ob die Häuser wirklich instand- oder kaputtbesetzt waren. Anfangs hatten wir auch in der CDU-Fraktion sehr viel Sympathie. Die Besetzungen kamen ja aufgrund einer verfehlten Sanierungspolitik zustande. Aber als man erfahren mußte, die machen mehr kaputt als ganz, da sah die Welt ganz anders aus.

Wie war Ihr Eindruck damals?

Kaputtbesetzt, in diesem Falle.

Wie haben Sie auf den Tod Rattays reagiert?

So was tut weh. Man hat ja nicht die Absicht, so etwas zu tun, sondern will natürlich jeden Konflikt vermeiden. Aber die Klärung des Vorgangs hat eindeutig ergeben, daß es ein Verschulden des Busfahrers nicht gegeben hat.

Änderten Sie Ihre Politik?

Nein, warum auch? Wir wollten Häuser räumen oder, wo es geht, legalisieren. Von diesem Ziel konnte ich mich nicht abbringen lassen.

Sie wollten sich damals bei Rattays Eltern für die Bezeichnung „berufsmäßiger Chaot“ auf dem Totenschein entschuldigen.

Ich weiß nicht mehr, ob das geschehen ist. Aber der Eintrag war keine feine Sache, obwohl die Beschreibung nicht unzutreffend war.

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