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Costas Simitis setzt ganz auf Stil und Kompetenz

■ Griechenlands Ministerpräsident will mehr als nur ein Anti-Papandreou sein

„In Griechenland geschehen Dinge, die man noch vor einem halben Jahr nicht für möglich gehalten hätte.“ Ein Zitat nicht etwa aus einem regierungsfreundlichen Organ in Athen, sondern der französischen Zeitung Le Monde entnommen. Kommentatoren US- amerikanischer, englischer und belgischer Zeitungen blicken teils verdutzt, teils erfreut auf „jene Wiege der abendländischen Kultur, die lange Zeit nur mit Smog, Korruption und politischem Unfug in Verbindung gebracht wurde“ (New York Times). Und voller Hochachtung vermerkt der italienische Espresso, daß „an den Mauern Athens neuerdings Plakate kleben mit Sätzen wie: ,In Griechenland bewegt sich was, neue Hoffnung beginnt zu keimen.‘“

Ursache und Auslöser für die neue Situation ist vor allem einer: Costas Simitis, der im Januar 1996 Nachfolger des sterbenden Premiers Andrea Papandreou und Ende Juni Parteichef der Pasok wurde. Seit jeher in dieser Partei, doch im Zuschnitt wie Gehabe das genaue Gegenteil Papandreous, „leidet Simitis zweifellos an deren miserablem Image“, hieß es in der spanischen El Pais. „Aber das wird sich geben, er kann nicht der Anti- Papandreou bleiben. Simitis hat in Griechenland eine neue politische Figur geprägt: die des sauberen, gebildeten Politikers, dem jeglicher Populismus abgeht.“

Das sehen auch die griechischen Zeitungen so. Die eiligst angesetzten Neuwahlen, aus denen Simitis am Sonntag als Sieger hervorging, dienten nach übereinstimmender Meinung der griechischen Medien der Festigung seines Bildes. Erstens wollte sich Simitis nicht bis zum regulären Wahltermin im kommenden Jahr verschleißen. Zweitens wollte er, bevor die Opposition mit einem zugkräftigen Kandidaten aufwarten konnte, einen Freibrief für vier Jahre erhalten, in denen er das Land wenigstens in greifbare Nähe der Maastricht-Kriterien der EU bringen will. Gut erinnerlich ist den Griechen noch immer, wie ihn Papandreou unnachsichtig verstieß, weil er ihm im Wahlkampf „Ja, zum Europa der Arbeiter“ auf seine Plakate geschrieben hatte.

Der dritte Grund für die vorgezogenen Neuwahlen: Simitis wollte den USA noch vor den dortigen Wahlen signalisieren, daß mit ihm nicht zu spaßen ist. Noch immer glaubt er, daß die Affäre um die auf einer verlassenen Insel aufgepflanzte türkische Flagge von den Amerikanern veranlaßt war, um ihn, der sich tags danach im Parlament der Vertrauensfrage stellen mußte, den „langen Arm der Vereinigten Staaten“ spüren zu lassen. Und ärgerlich erinnert er daran, wie Außenminister Warren Christopher vor drei Jahren am Rande einer Nato-Tagung den bevorstehenden Sturz der Regierung Mitsotakis angekündigt hatte, weil diese den USA zu europaorientiert war. Tatsächlich wurde Mitsotakis wenige Monate später abgelöst.

Der Mann aus gutem Hause, der in Deutschland und England Jura und Ökonomie studiert hat, ist kein Choleriker wie Papandreou, sondern einer, der dummen Sprüchen mit intellektueller Kälte begegnet. „Das“, so sagte er in den letzten Tagen des Wahlkampfs, „ist immer eine gute Haltung, sogar in der Opposition.“ Alcibiades Trampheo, Athen

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