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Ein Planet für Filmsternchen

■ Berlin bleibt auch im Hollywood-Fieber provinziell und läßt bei der Eröffnung des "Planet Hollywood"-Restaurants den Bären für big Hollywood- und little Hauptstadtpromis steppen

Der Druck auf das kleine schwarze Geländer wird immer größer. Fotografen und Journalisten der ersten Yellow-Press-Stunde kämpfen wie die Löwen. Sie treiben ihre Ellenbogen in anderer Leute Rippen, räumen rücksichtslos fremde Knie aus dem Weg. Lange haben sie auf die offizielle Eröffnung des „Planet Hollywood“ in der Mohrenstraße, dem 36. weltweit, gewartet. Als Teilhaber Patrick Swazy nebst Gattin den roten Teppich entlangspaziert, bricht das Geländer weg. Einige Fotografen landen dort, wo sie hingehören: ganz unten. Blitzlichter und Kameras gehen zu Bruch. Egal. Zur Eröffnung des „Planet Hollywood“ ist Kleinlichkeit nicht angesagt. Schließlich kommen nicht alle Tage Stars wie Sylvester Stallone, Gerard Depardieu, Arnold Schwarzenegger oder eben „Pat“, wie ihn die Fotografen auch nach dem Sturz noch liebevoll nennen, in die Stadt.

Doch bis die muskelbepackten Filmsternchen, die sich mit ihrer weltweiten „Planet Hollywood“- Restaurantkette ihren eigenen Planeten geschaffen haben, dem roten Teppich die Gnade ihrer Berührung zukommen lassen, müssen die Tausenden von Fans ein Schultheiß-Programm à la Arno und die Morgencrew über sich ergehen lassen. Berlin bleibt sich treu und hat einen zotteligen Bären engagiert, der zwischen den Absperrgittern sein Unwesen treibt. Hin und wieder wird die Bühne in weißen Nebel gehüllt, als hätte Schwarzenegger einen Mega-Eraser-Pups gelassen. Nach zwei Stunden hallen die ersten hysterischen „Arni!“-Schreie durch Mitte. Wen interessieren schon Walter Momper, Otto, Axel Schulz oder Vicky Leandros, wenn sich Hollywood angesagt hat. Polizisten fischen eine blasse Frau aus der Menge. Ihr „I love you!“-Schrei für Arni liegt noch in der Luft, als sie halb von Sinnen von dannen getragen wird. Nach zwei Stunden Warten halten sich auch die Pseudofotografen nicht mehr zurück: „Der Arni soll endlich seinen Arsch hier langschieben“, raunzt einer. Kameramänner erhalten letzten Anweisungen: „Sieh zu, daß du Arni von vorne nimmst.“

Bevor Schwarzenegger seinen Körper durch die Absperrgitter schiebt, hat Sylvester Stallone seinen Auftritt. Die Muskeln bis zum Platzen gespannt, wirft er T-Shirts und Basecaps in die Massen. Als befürchteten die Berliner weitere Sparmaßnahmen, greifen sie dankbar zu. „Berlin helped to create Hollywood“, ruft er seinen Fans zu. Bei den Worten „I love you for being here“ wird wieder eine Frau ohnmächtig. Dann gesteht Stallone noch, daß er Desserts liebt, und verschwindet unter dem großen blauen Planeten, wo 350 geladene Gäste unter sich feiern.

Und dann kommt Er, Arnold, und hält eine richtige kleine Berlinrede. Die Halsschlagader angeschwollen, macht er eine Reihe von Geständnissen: „Hier in Berlin zu sein ist der Höhepunkt für mich.“ Sein Lieblingsgetränk im „Planet Hollywood“ sei „Nippel- Twister“. Nach der Empfehlung des Apfelstrudels nach einem Rezept seiner Mutter („besonders kalorienarm“) kündigt er an: „Ich komme jetzt öfter her nach Berlin.“ Ob es dabei um Tarifverhandlungen mit dem unterbezahlten Personal gehen wird, die einen Großteil des Trinkgeldes abführen müssen, verrät er nicht. Barbara Bollwahn

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