Nachgefragt: Auge auf Scientology
■ Junge Union will mehr Aufklärung
Die „bereits im Sozialressort vorhandene Ansprechpartnerin für den Bürger wird ab 1. Januar auch Ansprechpartnerin für die spezielle Thematik der sog. Sekten und Psychogruppen“. So der Beschluß des Bremer Senats von letzter Woche. Damit entspricht der Senat der Forderung der Ministerpräsidenten der Länder. Eine/n Sektenbeauftragte/n wird es aber vorerst in Bremen nicht geben. Die Junge Union hatte eine solche Position gefordert. Wir fragten dazu Michael Glintenkamp, JU-Kreisvorsitzender.
taz: Was fehlt Ihnen bei dieser Entscheidung?
Michael Glintenkamp: Der Status, den wir gefordert haben, ist nicht erreicht. Es geht ja um die Außenwirkung. Ein Sektenbeauftragter, oder eine Sektenbeauftragte, ist doch in meinen Augen noch etwas anderes, als nur einer Mitarbeiterin zu sagen, das machst du jetzt noch mit. Wir als Junge Union hätten uns gewünscht, daß es da eine offizielle Einrichtung gibt. Das fordern wir auch nach wie vor.
Was tun Sie dafür?
Wir waren ja diejenigen, die das Thema parteiintern immer wieder eingeschoben haben und verbuchen diese Entscheidung für uns jetzt schon ein bißchen als Erfolg. Wir haben's nur letzte Woche nicht mitbekommen, uns wurde das gar nicht mitgeteilt. Wir hätten das ja schon ganz gern auch nach außen als Erfolg dargestellt. Insofern war das recht nett, daß Sie uns angerufen haben.
Wie setzen Sie sich für eine oder einen Sektenbeauftragten ein?
Wir können den Weg ja nur intern gehen, dies immer weiter zu fordern. Aber wir werden gerade das Thema Scientology wieder aufgreifen. Nächste Woche startet ja der Film „Phenomenon“ mit John Travolta. Uns wurde ja vorgeworfen, wir hätten versucht, uns in die Tom-Cruise-Aktion (CDU-Boykott des Films „Mission Impossible“, d.Red.) einzuklinken.
Distanzieren Sie sich davon?
Ne, wir wollten nur klar machen, daß wir nicht den Film boykottieren, sondern aufklären wollen. Was ich für wesentlich cleverer halte, weil man jungen Leuten nicht vorschreiben kann, was sie in ihrer Freizeit machen sollen. Bei „Phenomenon“ werden wir jetzt wieder eine Aufklärungsaktion machen.
Sie verteilen Flugblätter?
Ja, weil man so viel leichter die große Masse erreicht. Wir haben uns letztes mal bei dem Tom Cruise-Film vor's UT-Kino gestellt, und da sind wir über 300 Flugblätter losgeworden. Wir haben viel positive Reaktionen bekommen, durch alle Gruppierungen. Da waren Gäste, die Kajal-Stift um die Augen hatten und die Aktion richtig gut fanden, wie die älteren auch.
Sie bleiben da weiter dran?
Ich werde zum Beispiel gleich beim Stadtamt anrufen: Am Osterdeich hat die Scientology kleine Schilder an Bäumen befestigt. Das ist jetzt nur ein kleiner Punkt, aber man muß diese Organisation immer im Auge behalten. Fragen: sip
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